Büchner-Preis geht an Oswald Egger
HAMBURG. Der Südtiroler Schriftsteller Oswald Egger bekommt in diesem Jahr den Georg-Büchner-Preis. Das teilte die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt mit. Sie lobte vor allem den „Wortkosmos“ des Lyrikers, der in der Mehrsprachigkeit und den Landschaften seiner Südtiroler Herkunft wurzelt. Mit seinem Werk überschreite und erweitere er die Grenzen der Literaturproduktion. Wörtlich heißt es in der Begründung der Jury: „Egger arbeitet an einem Werkkontinuum, das Sprache als Bewegung, als Klang und Performance begreift und sich in der Veränderung des Sprachgebrauchs entwickelt.“ Seine Prosagedichte und Textgewebe widersetzten sich der raschen Lektüre. Sie „laden zum assoziierenden Entschlüsseln von Bedeutungen ein und unterminieren spielerisch Erklärungssysteme, die wir zu kennen glauben“. 1963 in Lana bei Meran geboren, lebt Egger heute in Wien und auf der ehemaligen Raketenstation Hombroich bei Neuss. Auf der Museumsinsel verantwortet er die Literatur-Arbeit der Stiftung. Seit 2011 ist er Professor für Sprache und Gestalt an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. Zuletzt ist von ihm der Band „Farbkompartimente“ (2023) erschienen. Verliehen wird der mit 50.000 Euro dotierte Büchner-Preis am 2. November in Darmstadt. (tha)
www.deutscheakademie.de
Uwe-Johnson-Preis für Iris Wolff
NEUBRANDENBURG. Die Autorin Iris Wolff (46) erhält den diesjährigen Uwe-Johnson-Preis für ihren Roman „Lichtungen“. Die Verleihung findet im Rahmen der Uwe-Johnson-Tage am 20. September in der Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern in Berlin statt. Die Jury würdigte Wolffs Roman, erschienen im Frühjahr 2024 bei Klett-Cotta, als Spurensuche ganz im Sinne von Uwe Johnson (1934–1984), Autor des vierbändigen Romans „Jahrestage“. Der Autorin gehe es darum, erzählend eine vergangene Wirklichkeit wiederherzustellen. Und wie Johnson verweigere sie sich der Mitlieferung einer Moral. Der Uwe-Johnson-Preis ist mit 20.000 Euro dotiert. (JF)
www.uwe-johnson-preis.de
Zentrum für Künstliche Intelligenz eröffnet
KAISERSLAUTERN. Bundesdigitalminister Volker Wissing hat ein neues Zentrum für Künstliche Intelligenz (KI) eröffnet. Es soll den Einsatz von vertrauenswürdiger KI vorantreiben. Angesiedelt ist es am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Kaiserslautern. In dem Zentrum könnten KI-Anwendungen einem „Qualitätscheck“ unterzogen werden, sagte der FDP-Politiker vergangenen Freitag bei der Eröffnung gemeinsam mit der rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt. Forscher und Start-up-Unternehmer können dort prüfen lassen, ob ihre Programme sicher sind. Kontrolliert werden soll zum Beispiel, ob die Daten, die KI-Anwendungen verwenden, zuverlässig sind. Und ob das Computerprogramm nachvollziehbare Entscheidungen trifft. So soll eine Art Gütesiegel für deutsche KI-Anwendungen entstehen. (JF)
www.dfki.de
Umfrage: Vertrauen zu Kirchen ist im Keller
HAMBURG. Die Kirchen in Deutschland stecken in einer tiefen Vertrauenskrise. Das geht aus einer repräsentativen Online-Befragung durch das Marktforschungsinstitut GfK im Auftrag der in Hamburg ansässigen Stiftung für Zukunftsfragen hervor. Demnach vertraut lediglich jeder 20. Befragte den Kirchen (fünf Prozent). Schlechter schneiden nur die Parteien beziehungsweise Politiker sowie die Social-Media-Plattformen ab (jeweils drei Prozent). Die Medien liegen knapp vor den Kirchen (sechs Prozent). Mehrheitlich vertrauen die Bundesbürger derzeit lediglich dem Partner oder der Partnerin (64 Prozent) und Freunden (59 Prozent). Dahinter folgen die Wissenschaft (30 Prozent), Kollegen (16 Prozent), Nachbarn (15 Prozent) und gemeinnützige Organisationen (14 Prozent). Für die Erhebung wurden 2.000 Personen ab 18 Jahren befragt. Wie es in einer Auswertung des Instituts heißt, haben Institutionen, die einst als Garanten für Objektivität und Verläßlichkeit galten, in den Augen vieler Bürger an Glaubwürdigkeit verloren: „Medien werden verdächtigt, nicht neutral zu berichten oder bestimmte Interessen zu verfolgen. Kirchen werden – statt als moralische Instanzen – durch Skandale oder als zu dogmatisch wahrgenommen. Politiker wiederum sind oft Ziel von Mißtrauen, sei es aufgrund von Unverständnis, unerfüllten Versprechungen oder dem Gefühl der Entfremdung von den Bürgern.“ Die Empfehlung des Instituts: „Sämtliche Institutionen müssen sich verstärkt um Reformen bemühen, die auf mehr Transparenz, Rechenschaftspflicht und Bürgernähe abzielen. Eine offene Kommunikation über Herausforderungen und Fehltritte sowie ein konsequentes Handeln zur Wiederherstellung verlorenen Vertrauens sind entscheidend, um Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen.“ (idea)
www.stiftungfuerzukunftsfragen.de
Neue Dauerausstellungim Schiffahrtsmuseum
BREMERHAVEN. Nach zwei Jahren Bauarbeiten ist vergangenen Donnerstag ein Gebäudeteil des Deutschen Schiffahrtsmuseums (DSM) in Bremerhaven mit einer neuen Dauerausstellung wiedereröffnet worden. Der sogenannte Bangert-Bau wurde seit 2022 saniert. Im Mittelpunkt der neuen Dauerausstellung „Schiffswelten – Der Ozean und wir“ mit mehr als 2.000 Exponaten steht eine 34 Meter lange begehbare Forschungsschiff-Installation mit Mitmachstationen. Auf drei Decks lassen sich Arbeitsbereiche des Eisbrechers erkunden und Forschung interaktiv erleben. „Die Besucher können sich selbst auf Expedition begeben“, sagte Museumsdirektorin Ruth Schilling. So können die Besucher etwa einen Stapellauf nacherleben. Auch sind mehr als tausend Schiffsmodelle zu sehen, die sich auf einer Fläche von rund 2.800 Quadratmetern verteilen. Viele der Exponate, darunter ein Pottwal-Skelett und Gezeitenrechner, stammen aus der DSM-Sammlung und werden erstmals in einer Ausstellung gezeigt. Die Schau ist in die fünf Themenbereiche „Schiffbau“, „Schiff und Physik“, „Schiff und Umwelt“, „Schiff und Ausrüstung“ sowie „Forschungsschiffahrt“ gegliedert. Ein umfangreiches Begleitprogramm rundet die Ausstellung ab. Bis zum 30. Oktober 2024 ist das Schiffahrtsmuseum täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Danach zur selben Uhrzeit außer montags. Der Eintritt kostet 10 Euro, ermäßigt 5 Euro. (JF)
www.dsm.museum