Eigentlich haben die Macher der Social-Media-Kanäle „App Democracy“ hochgesteckte Ziele: „Ersetzen von Politikern, Parteien und institutioneller religiöser Macht durch eine gemeinnützige Non-Profit-App für community-basierte Wahlen und Regierung“. Na, wenn’s kleiner nicht geht. „Gemeinsam brechen wir aus den Fesseln traditioneller Politik aus und befreien uns von machthungrigen Politikern. Endlich können wir Kriege, Ausbeutung und Umweltzerstörung beenden“, heißt es tiefstapelnd in einem Video auf Youtube.
Doch wie so oft bei sehr ambitionierten Projekten bleibt das eigentliche Vorhaben häufig auf der Strecke. Und so findet man weder eine fertige Software noch nur einen geplanten Namen einer möglichen Anwendung. Ein Verweis auf ein freies E-Book führt ins Leere. Ist die ganze Geschichte vielleicht gar nicht so ernst gemeint oder recht schnell einfach schon gescheitert?
Die Meinungen sind anders gelagert als ÖRR-Fragen an Undercover-Politiker bei Demonstrationen vorgaukeln.
Was bleibt, sind jedoch zahlreiche Straßenumfrage-Videos, die das Bürgernetzwerk-Programm anscheinend einst begleiten sollten – und nun angesichts von ordentlich Klicks fleißig weiter umgesetzt werden. Die kurzen Gespräche in deutschen Fußgängerzonen sind dabei durchaus erhellend; selbst wenn die allumfassende App wahrscheinlich nie Realität wird.
Unermüdlich zieht der junge, augen- und ohrenscheinlich mit Migrationshintergrund ausgestattete Mann am Mikro von Passant zu Passant. Energiepolitik, Corona-Maßnahmen, Migration, GEZ-Medien, Linke, Rechte, Moslems, Christen, Deutsche, Ausländer: Alles und jeder ist eingeladen, sich äußern – ohne Verurteilung und ausgelegte Fallen.
Äußerungen wie „Natürlich gibt es Rassismus gegen Deutsche“, „Einen Klimawandel gibt es seit Jahrmillionen“ oder „Straftäter abschieben, abschieben, abschieben“ zeigen, daß die Sorgen und Meinungen der Normalos anders gelagert sind, als es ARD-Fragen an Undercover-Politiker auf „Gegen Rechts“-Demos vorgaukeln. Natürlich gibt es auch Stimmen wie „Multikulti ist das Beste überhaupt, ich liebe es“, aber die Straße ist eben in der Tat vielfältiger als woke Redaktionsstuben.