Der prominente Arzt Ferdinand Sauerbruch stand Paul von Hindenburg in dessen letzten Tagen bei. Er erinnerte sich, daß der sterbende Reichspräsident „zwischen Traum und Wachen“ Wilhelm II. beschworen habe, „ihm zu verzeihen, daß er ihn damals 1918 verlassen habe, und daß er dazu beigetragen habe, ihn zur Reise nach Holland zu bewegen.“ Von der Monarchie überzeugt, war Hindenburg – entgegen einer Reihe von Darstellungen bis kurz vor seinem Tod bei klarem Verstand – nie darüber hinweggekommen, die Abdankung des letzten Deutschen Kaisers maßgeblich mit herbeigeführt zu haben.
Der am 2. Oktober 1847 in Posen geborene Hindenburg, der an den Kriegen 1866 und 1870/71 teilgenommen hatte, konnte auf eine beachtliche militärische Laufbahn zurückblicken, als er 1911, zuletzt Kommandierender General des IV. Armeekorps, mit 64 Jahren in den verdienten Ruhestand verabschiedet wurde.
Im August 1914 in kritischer Situation reaktiviert und an die Spitze der 8. Armee in Ostpreußen berufen, begann in einer sehr späten Lebensphase der Karriereweg, der ihn populär machen und schließlich an die Spitze des Deutschen Reiches führen sollte. Im Zusammenwirken mit seinem Stabschef Erich Ludendorff, der als der eigentliche Kopf gilt, gelang der Sieg in der Schlacht bei Tannenberg. Der Hindenburgmythos entstand. Zum Generalfeldmarschall und Oberbefehlshaber aller deutschen Streitkräfte im Osten wurde er ernannt, im August 1916 folgte er als Generalstabschef dem glücklosen Erich von Falkenhayn nach. 1917/18 kam Hindenburg, weiterhin in einer Art Doppelspitze mit Ludendorff verbunden, auch eine politische Schlüsselstellung zu. Das Eingeständnis der absehbaren Niederlage schob er lange vor sich her.
1919 ging er abermals in den Ruhestand, in der Öffentlichkeit vertrat er vehement die unter dem Begriff „Dolchstoßlegende“ bekannte Position. 1925 wurde er Präsidentschaftskandidat der Rechtsparteien und setzte sich gegen Wilhelm Marx vom Zentrum und den Kommunisten Ernst Thälmann durch. Entgegen den Erwartungen vieler seiner Anhänger und den Befürchtungen seiner Gegner stand Hindenburg loyal, wenn auch persönlich kaum überzeugt zur Weimarer Reichsverfassung. Der bekannte Heerführer des Weltkrieges entwickelte sich als „Ersatzkaiser“ zur Integrationsfigur – das äußere Erscheinungsbild spielte eine erhebliche Rolle. Mißtrauisch gegen Parteien und bestärkt von der Instabilität der Regierungen, forcierte Hindenburg, beraten insbesondere von Kurt von Schleicher, den Gedanken eines vom Parlament unabhängigen Kabinetts, etwa aus Beamten. Ein Weg, der in der sich immer weiter verschärfenden Krise der Republik ab 1930 mittels der Präsidialkabinette unter Rückgriff auf Artikel 48 beschritten wurde.
Widerstrebend kandidierte der im 85. Lebensjahr stehende Hindenburg im Frühjahr 1932 für eine weitere Amtszeit als Reichspräsident. In quasi verkehrter Frontstellung wurde er gegen Hitler und Thälmann aufgeboten und auch von Zentrum und SPD unterstützt. So sehr Hindenburg mit Franz von Papen, Reichskanzler seit Juni 1932, sympathisierte, so lehnte er mit Blick auf die Verfassung Ende November 1932 eine befristete Diktatur Papens ab, ebenso von dessen Nachfolger Schleicher.
Ungern ernannte er am 30. Januar 1933 Adolf Hitler zum Reichskanzler. Dessen Inszenierungen, etwa mit dem „Tag von Potsdam“ am 21. März 1933 kamen Hindenburgs Traditionsverbundenheit entgegen; die sich revolutionär gebende „Bewegung“ stieß ihn ab. Konservative Gegner Hitlers setzten bis zuletzt Hoffnung auf seinen Rückhalt. Am 2. August 1934 starb Hindenburg auf seinem Gut Neudeck in Ostpreußen. Mit seinem Tod wurde das Amt des Reichspräsidenten mit dem des Reichskanzlers vereinigt – Hitler ließ sich allerdings stets als „Führer und Reichskanzler“ und nicht als Präsident bezeichnen.