Sozialabbau. Der 1958 in Oberhausen geborene, von „ganz unten“ aufgestiegene Pädagoge Ulrich Schneider, war bis vor kurzem als Hauptgeschäftsführer des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes und mit seinem Backenbart à la Gladstone auch medial einprägsamster Exponent der „Armutslobby“. Der rhetorisch militante Kritiker des von Kanzler Gerhard Schröder ins Werk gesetzten Abbaus des Sozialstaats nabelte sich jedoch nur schneckengleich von seinem Ursprungsbiotop ab, trat 2016 der Partei der Linken bei und verließ sie 2022 wegen rußlandfreundlicher Positionen Sahra Wagenknechts. Seine nun vorgetragene Philippika gegen die „neoliberale“ Sozialpolitik der Ampel-Regierung regt an, die dadurch verursachte Auflösung des „gesellschaftlichen Zusammenhalts“ durch massive Umverteilung zu stoppen. Denn „Deutschland ist reich“, und seine Quellen könnten üppig sprudeln, setze der Staat die Blutgrätsche bei den Vermögens-, Erbschafts- und Abgeltungssteuern an. So entstünde eine „gleichere Gesellschaft“, die für Schneider „krisenresistenter“ ist, nicht weil sie ethnisch-kulturell, sondern materiell „gleicher“ ist. Über die exorbitanten 55 Milliarden Euro Steuergelder, die allein 2023 die Zuwanderung Fremder ins deutsche Sozialsystem kostete und die in der Familien-, Renten-, Wohnungsbau- und Bildungspolitik den Sozialabbau zuungunsten derer forcierte, die diese Unsumme täglich erwirtschaften, schweigt Schneider. Daß Deutschland „sozial auseinanderfliegt“, hat für diesen realitätsblinden „Anwalt der Armen“ nichts mit Massenzuwanderung zu tun. (wm)
Ulrich Schneider: Krise. Das Versagen einer Republik. Westend-Verlag, Neu-Isenburg 2024, 175 Seiten, gebunden, 20 Euro
Gold. Gold lenkte jahrtausendelang die Geschicke der Weltwirtschaft – und ebenso lange versuchten Mächtige, sich davon zu entkoppeln. John Maynard Keynes bezeichnete den Goldstandard gar als ein „barbarisches Relikt“. Drei Jahre nach dem Zusammenbruch des goldbasierten Bretton-Woods-Währungssystems 1973 plädierte dagegen der inzwischen vergessene Ökonom und Historiker Antony C. Sutton in seinem neu vorliegendem Buch „Der Krieg gegen das Gold“ für eine Rückkehr zum Edelmetall als Maßstab. Die Kopplung an Goldreserven schütze die Bevölkerung vor Inflation und die Wirtschaft vor währungspolitischen Eingriffen. Es sei vor allem die letztere Funktion, die die Politiker, Banken und Volkswirte störe: „Es ist immer das Einfachste, mit gedrucktem Geld Stimmen zu kaufen.“ Damit sei der titelgebende „Krieg“ eine „notwendige Erscheinung zentralisierter politischer Macht“. Mit seinen Thesen gilt Sutton als Pionier der libertären und paläokonservativen Bankenkritik. (kuk)
Antony C. Sutton: Der Krieg gegen das Gold. Kopp Verlag, Rottenburg am Neckar 2024, gebunden, 288 Seiten, 18 Euro