Wissenschaftler sind überrascht: Männer und Frauen sind unterschiedlich. Und zwar in der Art wie sich ihr Gehirn organisiert. Völlig verblüffend dabei ist: Es gibt keinen fließenden Übergang, kein Kontinuum, wie es bei vielen biologischen Merkmalen der Fall ist und wie Gender-Apostel auch gern annehmen, sondern einen harten Bruch.
Die Forscher in der Abteilung für Psychiatrie und Verhaltenswissenschaften an der kalifornischen Stanford University haben eine XAI – eine spezielle Künstliche Intelligenz (KI), die für all ihre Aussagen Belege bringen können soll – mit rund 1.500 funktionellen Magnetresonanztomographie-Scans (fMRT) gefüttert. Aus den MRT-Scans, die die Hirnaktivität zeigen, konnte die mit einem Teil der Daten trainierte KI mit über neunzigprozentiger Sicherheit bestimmen, wer Frau und wer Mann ist.
Besonders spezifisch seien dabei die Hirnfunktionen gewesen, die mit dem Ruhezustandsnetzwerk, dem limbischen System und dem Striatum in Zusammenhang stehen, schreiben die Autoren um Srikanth Ryali und Yuan Zhang in den Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS 2/24). Das Ruhezustandsnetzwerk wird vor allem beim „Nichtstun“ und beim Lösen von Aufgaben aktiv. Dem limbischen System werden die Entstehung von Emotionen und das Triebverhalten zugeschrieben. Und das Striatum hat entscheidenden Einfluß auf das Zusammenwirken von Motivation, Emotion und Kognition.
Wo werden sich Personen mit Gender-Dysphorie einordnen?
Weiterhin konnten mit Hilfe der KI geschlechterspezifische kognitive Profile erstellt werden. Die Autoren um Doktor Srikanth Ryali und Professor Vinod Menon werten ihre Erkenntnisse selbst so, „daß geschlechtsspezifische Unterschiede in der funktionellen Hirndynamik nicht nur in hohem Maße replizierbar und verallgemeinerbar sind, sondern auch verhaltensrelevant, was die Vorstellung eines Kontinuums in der männlichen und weiblichen Hirnorganisation in Frage stellt“. Das Geschlecht habe eine „entscheidende Rolle“ als „Determinante in der Organisation des menschlichen Gehirns“.
Die Erkenntnis ermöglicht weitere Forschung, die sich mit geschlechtsspezifischen neurologischen Störungen beschäftigt. So könnte es beispielsweise ein Ansatz sein, um zu erklären, warum Frauen häufiger an Depressionen, Alzheimer, Angstzuständen und Eßstörungen leiden oder andererseits Männer verhältnismäßg mehr an Autismus, Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS), Parkinson und Schizophrenie erkranken. Geschlechtsspezifische Krankheiten bedeuten im Umkehrschluß auch unterschiedliches Normverhalten, schließen die Autoren.
Auch bei anderen Arbeiten hatten sich im Aufbau des Hirns bisher einige Unterschiede herausarbeiten lassen. So ist etwa im männlichen Hirn durchschnittlich mehr weiße Hirnmasse vorhanden als im weiblichen. Weibliche Hirne weisen dagegen mehr graue Hirnmasse auf. Ebenso variiert die Größe von Amygdala, Hippocampus und Insula mit den beiden Geschlechtern. Interessant ist die Verdrahtung. Hier zeigt sich eine stärkere Vernetzung innerhalb der Hirnhälften bei Männern und eine stärkere Vernetzung zwischen den beiden Hirnhälften bei Frauen. All diese Merkmale variieren aber auf einem Kontinuum. Männer rechts, Frauen links und in der Mitte einige wenige Wesen, bei denen es schwerfällt, sie zu einer Seite zuzuordnen.
Mit der Erkenntnis, daß das aber nicht so ist für die Verknüpfungsmuster ruhender männlicher und weiblicher Gehirne, haben die Standford-Forscher nun einige Unruhe in die Geschlechterforschung gebracht. Diese sich im fMRT zeigenden Verknüpfungen sind so spezifisch, daß einzelne Individuen wie mit Fingerabdrücken aus einer Gruppe von Personen identifiziert werden können. Die Wissenschaftler haben nun die KI die Fingerabdrücke auf zwei Dimensionen herunterbrechen lassen, und dabei zeigte sich, daß es keine Überlappung gibt. Man kann daraus schließen, daß das, was im weiblichen Hirn im Ruhemodus vor sich geht, sich stark von dem unterscheidet, was das männliche Hirn in der Ruhezeit umtreibt.
Im nächsten Schritt wurde versucht, diese Fingerabdrücke mit bestimmten Verhaltensweisen in Einklang zu bringen. Auch hierbei wurden sie fündig und konnten etwa die Intelligenz der Männer, aber auch der Frauen aus den Datensätzen vorhersagen. Allerdings wurde für jedes der beiden Geschlechter ein eigenes Modell genutzt, da das weibliche Modell nichts über die Intelligenz der männlichen Hirne aussagen konnte, so wie das männliche Modell nicht die Intelligenz der Frauen vorhersagen konnte. Diese Feststellung ist ein weiteres Indiz, daß gegen die Kontinuumshypothese spricht.
Die Forscher sind sich im klaren über die Implikationen für die weitere Forschung und hoffen, daß bald anschließende Erkenntnisse zutage gefördert werden, etwa darüber, wie Menschen mit diagnostizierter Gender-Dysphorie sich in das Schema einordnen. Die These, daß Männer und Frauen nur soziale Konstrukte sind, wie die Gender-Forschung in Nordamerika und Westeuropa behauptet, hat damit von asiatischstämmigen Wissenschaftlern einen schweren Schlag erhalten.
„Deep learning models reveal replicable, generalizable, and behaviorally relevant sex differences in human functional brain organization“ (PNAS 2/24): pnas.org/doi/abs/10.1073/pnas.2310012121
Foto: Mann oder Frau?: Was für Gender-Forscher nicht einfach zu unterscheiden ist, läßt sich in der Selbstorganisation des Hirns nachweisen
Grafik: Kein fließender Übergang: Heruntergebrochen auf zwei Dimensionen bieten die einzigartigen multi-dimensionalen „Fingerabdrücke“ der Hirnscans im Ruhemodus eine klare Unterscheidbarkeit für Männer und Frauen