Ob die Sachsen anders ticken als der Rest des Landes – und wenn ja, warum sie es tun oder eben nicht –, darüber ist schon viel Druckerschwärze ausgegossen worden. Wohl aber gibt es eine ausgeprägte kulturelle Identität im Freistaat. Zudem erregt hier manches keinen Anstoß, was andernorts die Empörungsspirale hochschraubt. Aktuelles Beispiel: Der Landtagsabgeordnete und Dresdner Direktkandidat Christian Hartmann (CDU) hat sich für ein Plakat zur anstehenden Landtagswahl als Comic-Indianer abbilden lassen. Daneben der Spruch: „Karl May gehört zu Sachsen und Winnetou gehört ins deutsche Fernsehen.“ Damit spielt der CDU-Fraktionsvorsitzende auf eine seit Jahren geführte gesellschaftliche Debatte über die Buchreihe von Karl May an. Im Sommer 2022 hatte der Verlag Ravensburger Bücher, Puzzle und ein Klebealbum über den fiktiv geschaffenen Indianerhäuptling Winnetou vom Markt genommen. Die Verantwortlichen begründeten das mit „kultureller Aneignung“ und „rassistischen Stereotypen“ in den Geschichten. Bei vielen in Sachsen, wo man stolz auf den 1912 in Radebeul verstorbenen Landsmann und Abenteuerschriftsteller ist, kommt solches Canceln nicht gut an. Zumal schon in der frühen DDR-Zeit der Vorwurf des „Nationalismus und kriminellen Lebenswandels“ May zu einem staatlich verfemten Autor gemacht hatte.
Foto: Motiv des Wahlplakats im Internet