Nach fünf Monaten Sinkflug gab es einen Hoffnungsschimmer in der deutschen Industrie: Der Auftragseingang ist im Juni um 3,9 Prozent gestiegen. Die Autobranche konnte sich sogar über ein Plus von 9,3 Prozent in den Auftragsbüchern freuen. Doch dies ist keine Trendumkehr – die Deindustrialisierung hält an. Die Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe liegen weiter unter den Zahlen von 2017/18. Neben der Abwanderung der Chemieindustrie – Stichworte: Klimagesetze/Green Deal, Energiepreise, Erdgasmisere – ist auch die Autobranche in der Existenzkrise.
Das liegt nicht an Corona oder den Sanktionen. Nach dem Allzeithoch 2011 (Pkw-Inlandsproduktion: 5,9 Millionen) geht es schon seit 2016 unaufhaltsam abwärts: Nach damals 5,7 Millionen liefen 2023 nur noch 4,1 Millionen Autos von deutschen Fließbändern – obwohl die Bevölkerung in Deutschland wächst und der globale Autoabsatz 2023 um zehn Prozent auf 75,7 Millionen Fahrzeuge gestiegen ist. Die deutsche Automisere liegt nicht nur an den Werksschließungen oder Produktionseinstellungen bei Ford und Opel. Hauptgrund ist der Absturz von VW: Weltweit setzte der Konzern mit seinen zahlreichen Marken (Audi, Lamborghini, Porsche, Seat, Škoda) nur 9,2 Millionen Autos ab – Toyota kam auf 11,3 Millionen. Davon waren nur 100.000 E‑Autos, die von den Bändern der Japaner rollten. Denn deren Kunden wollen Verbrenner- und Hybridmodelle.
VW investierte hingegen Milliardensummen in Batterieautos, die ohne Subventionen vom Steuerzahler noch schwerer verkäuflich sind. Gleichzeitig sank die VW-Fahrzeugqualität. Wer Geld hat, kauft lieber von einem Premiumhersteller, wer knapp bei Kasse ist, wechselt zur Billigware von der Konkurrenz: Der Dacia Sandero aus dem Renault-Konzern war im ersten Halbjahr 2024 mit fast 144.000 Neuzulassungen das meistverkaufte Auto in Europa. Der überteuerte Golf aus Wolfsburg fand nur 127.000 Käufer. Vom bequemeren Ableger T‑Roc konnte VW immerhin 111.000 absetzen – trotz medialer Hetze gegen SUV. Deswegen wurden die Produktionskapazitäten im Audi-Werk Ingolstadt sowie in Emden und Zwickau, wo die elektrischen ID-Ladenhüter montiert werden, um ein Viertel reduziert. Daher sollte der statistische Hoffnungsschimmer vom Juni nicht überbewertet werden.