© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 33/24 / 09. August 2024

Meldungen

„Inflationsbekämpfung ist eine Gratwanderung“

MÜNCH EN. Der Ökonomieprofessor Clemens Fuest rechnet trotz der hohen Kursverluste nicht mit einer neuen Weltwirtschaftskrise. „Daß es nach der positiven Entwicklung an den Aktienbörsen zwischenzeitlich zu Korrekturen kommt, ist unvermeidlich und letztlich eher stabilisierend“, erklärte der Präsident des Ifo-Instituts im Handelsblatt. Dieser „Realitätsschock“ zeige, daß die Zinserhöhungen der Notenbanken wirkten: „Das war überfällig. Das erinnert daran, daß Inflationsbekämpfung immer eine Gratwanderung ist. Wenn die Geldpolitik zu restriktiv ist, fällt die Wirtschaft in eine Rezession“, warnte das Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat das Bundesfinanzministeriums. Europa sei allerdings in einer besonders schwierigen Lage, nicht nur durch Bürokratie, hohe Steuern und einem wachsenden technologischer Rückstand: „Es besteht Unsicherheit durch den Ukrainekrieg und das Risiko bröckelnder Unterstützung durch die USA. Europa ist stärker als die USA und China vom Außenhandel abhängig und leidet unter dem verstärkten weltweiten Protektionismus“, erläuterte Fuest. Und ein Krieg zwischen Iran und Israel würde durch steigende Energiepreise die Weltwirtschaft zusätzlich beeinträchtigen. (fis)

 www.ifo.de/fuest-c




Warnung vor Abschaffung der Mütterrente

BERLIN. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat vor einer Abschaffung der 2014 eingeführten Mütterrente gewarnt. Dies sei „nicht nur rechtlich fragwürdig, es hätte auch finanziell erhebliche negative Folgen“, erklärte Arbeitsökonomin Annica Gehlen (DIW Wochenbericht 31-32/24). „Es profitieren insbesondere die Frauen, die viele Kinder bekommen haben, denn je mehr Kinder eine Frau vor 1992 geboren hat, desto höher ist der Zuschuß aus der Mütterrente“, erläuterte die DIW-Forscherin. Die Mütterrente koste 13 bis 14 Milliarden Euro pro Jahr. Davon profitierten neun Millionen Rentnerinnen: „Das sind ungefähr 87 Prozent der Frauen über 65“, so Gehlen. Ihnen würden durchschnittlich 107 Euro im Monat fehlen. Insbesondere träfe es Frauen aus den unteren Einkommensgruppen, Müttern mit mehr als drei Kindern und Geschiedene. Die Armutsrisikoquote stiege von 19,4 auf 22,3 Prozent. (fis)

 www.diw.de/de/diw_01.c.620233.de



Zahl der Woche 

7,9 Millionen Schwerbehinderte lebten Ende 2023 in Deutschland. Das waren 9,3 Prozent der Bevölkerung und 67.000 mehr als 2021. 45 Prozent der Schwerbehinderten (3,6 Millionen) gehörten der Altersgruppe von 55 bis 74 Jahren an. 2,7 Millionen (34 Prozent) waren älter als 74 Jahre. Drei Prozent der Schwerbehinderten (214.000) waren Kinder und Jugendliche. 91 Prozent der schweren Behinderungen wurden durch eine Krankheit verursacht, drei Prozent der Behinderungen waren angeboren oder traten im ersten Lebensjahr auf.

Quelle: Statistisches Bundesamt