Léontine Meijer-van Mensch, Direktorin des Leipziger Völkerkundemuseums, gibt sich kurz vor ihrer Pensionierung kühnen Visionen hin. So erwartet sie, daß die mit 200.000 Objekten zweitgrößte völkerkundliche Sammlung Deutschlands künftig nicht mehr als Völkerkundemuseum firmiert: „Wir begreifen uns nicht in erster Linie als Leipziger oder deutsches Museum, sondern als Partner in einem internationalen Netzwerk der Weltkulturen.“ Dessen primäre Aufgabe sei nicht die Vermittlung von Kenntnissen über fremde Völker, sondern die Propagierung von „kolonialer Schuld“ und die Herstellung „historischer Gerechtigkeit“ durch großzügige „Rückgabe“ von Sammlungsstücken, im Idealfall bald organisiert von einem „Vertreter des Globalen Südens“, den die als „postkolonialistische Hexe“ verschriene Meijer-van Mensch sich als ihren Nachfolger wünscht. Die damit einhergehende „Neuerfindung“ eines traditionellen Völkerkundemuseums wird derzeit mit einer Million Euro von der Kulturstiftung des Bundes finanziert. Schon jetzt bekommt der Besucher, wie Mathias Brodkorb, Publizist und ehemaliger SPD-Kultus- und Finanzminister Mecklenburg-Vorpommerns, berichtet, einen Eindruck davon, daß dieser Beitrag zur „Dekolonialisierung“ in den neuen Ausstellungsräumen zu Lasten der historischen Wahrheit geht. Denn dort gebe es nur noch wenige Objekte, die in modernistischer Kühle unter fast vollständigem Verzicht auf kulturgeschichtliche Erläuterungen präsentiert werden. So lasse sich am besten ausblenden, daß es in Afrika Gewaltherrschaft und Sklaverei gab, lange bevor Europäer den Kontinent kolonisierten (Cicero, 8/2024). (wm) www.cicero.de