In der Berichterstattung über die Proteste und Ausschreitungen in britischen Städten nach der Ermordung von drei Kindern durch einen Mann ruandischer Herkunft werden die Demonstranten regelmäßig als „Randalierer“, „Rechtsradikale“ oder „Rechtsextremisten“ bezeichnet und ihr Vorgehen scharf verurteilt. Nirgends findet sich jenes Repertoire verständnisvoller oder doch entschuldigender Kommentare, das nach den Gewaltakten der „Black Lives Matter“-Bewegung üblich war. Aris Roussinos führt das darauf zurück, daß hier immer noch nachwirkt, was man das „Framing“ oder „Wording“ nennen kann, das die Regierung seit dem Bombenanschlag in der Manchester Arena 2017 praktiziert hat, um den Eindruck „kontrollierter Spontaneität“ zu erwecken. So seien Mahnwachen und interreligiöse Veranstaltungen organisiert worden, bei denen Menschen Blumen „in scheinbar unaufgeforderten Gesten der Liebe und Unterstützung“ überreichten, während gleichzeitig eine Informationskampagne auf Hochtouren lief, „um die Reaktionen der Öffentlichkeit zu formen und Einzelpersonen zu ermutigen, sich auf Empathie für die Opfer und ein Gefühl der Einheit mit Fremden zu konzentrieren, anstatt mit Gewalt und Wut zu reagieren“. Wenn der gerade gewählte Premier Keir Starmer bei einem Besuch am Ort des Geschehens von Anwohnern ausgepfiffen und beleidigt wurde, dann nicht, weil er persönlich Verantwortung trage, sondern weil die ganze Politische Klasse davor versagt habe, den elementaren Schutz der Bevölkerung zu sichern. Schwerer wiege nur noch die Ignoranz gegenüber der Tatsache, daß es in Großbritannien massive ethnische Konflikte gebe und wachsende Ungeduld angesichts der Schwäche der Regierung und Behörden, denen es nicht gelinge, an dieser Stelle Abhilfe zu schaffen.
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Nichts Neues unter der Sonne: „In einem Fernsehinterview sagte mir der Leiter der Berliner Staatsschutzabteilung, der Begriff, der auf der linken Seite unserer Gesellschaft zu finden ist […] – der links oft gebrauchte Schmähbegriff des ‘Schnüfflerstaates’, sei ihm in seiner Arbeit niemals begegnet, wenn er gegen Rechts-Extremisten ermittelte.“ (Matthias Walden, 1981)
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„Die gegenwärtige soziale Organisation ist so, daß vielleicht keine Regierung die Gefahr eines längeren wirtschaftlichen Rückschlages überstehen könnte, und es würden sich furchtbare Katastrophen ereignen von einer viel gewaltigeren Stärke, als uns je die Geschichte zeigte.“ (Vilfredo Pareto, 1916)
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Noch einmal zur revanchistischen Weigerung, einst deutsche Ortschaften mit ihren heutigen Namen zu bezeichnen. Wer schon einmal mit mir nach Frankreich gefahren ist, weiß, daß auf der Höhe von Besançon garantiert der Hinweis auf das alte Bisanz erfolgt (von Karl V. befestigt, den Reichsadler mit den Säulen des Herkules bis heute im Wappen), bevor wir vielleicht Nanzig erreichen, aktuell Nancy, einst Hauptstadt des Herzogtums Lothringen.
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Bei der Ankündigung von Außenministerin Annalena Baerbock, daß selbstverständlich die Abschiebung von „Schwerverbrechern“ und „Gefährdern“ mit Migrationserfahrung in Angriff genommen werden muß, betrübt doch die sprachliche Nachlässigkeit, die die „Schwerverbrecherinnen“ und „Gefährderinnen“ unsichtbar macht.
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Irgend jemand – am besten ein Jurist – sollte erklären, wie es sein kann, daß zwar jedes Individuum auf deutschem Boden das Recht hat, nach Gusto angesprochen zu werden, aber zwangsweises Duzen innerhalb eines Betriebs als Teil der „Unternehmenskultur“ verpflichtend durchgesetzt werden darf. Ist es also nichts mehr mit dem jahrhundertelangen Kampf unserer Vorfahren (gemeint sind die kleinen, nicht die paar Handvoll Edelleute) um einen Nachnamen und der bürgerliche Anspruch auf die Anrede „Sie“ ab dem sechzehnten Lebensjahr (für den gerade Linke einst so erbittert fochten)? Bleibt bloß noch der strafbewehrte Schutz des Beamten vor ungewolltem „Du“? Und für den Rest nur, was man wahlweise der Frère-et-cochon-Vertraulichkeit als Ergebnis allgemeiner Verpöbelung zuschreiben darf oder den Umgangsformen eines skandinavischen Möbelhauses oder den Usancen der Nerds im Silicon Valley.
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Zu den bemerkenswertesten Reaktionen auf die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris gehört nicht die eines Konservativen wie Philippe de Villiers, die erwartbar gereizt ausfiel, sondern die zweier Männer, die von weit links gekommen sind. Die Rede ist von Alain Finkielkraut, der äußerte, daß er – seit je Atheist – nach diesem „apokalyptischen Abend“ zum Glauben gefunden habe, und von Michel Onfray, der schrieb: „Der Entwurf dieser Show durch einen weißen, fünfzigjährigen, jüdisch-christlichen Mann war eine Übung im Haß auf ... den weißen, fünfzigjährigen, jüdisch-christlichen Mann! Das alles unter den Augen der Dekolonialisten, die auf ihre Stunde warteten, die von diesen nützlichen, vom Steuerzahler subventionierten Idioten vorbereitet wurde.“
Die nächste „Gegenaufklärung“ des Historikers Karlheinz Weißmann erscheint am 23. August in der JF-Ausgabe 35/24.