Nach der katholischen Lehre vom gerechten Krieg erfüllt der Widerstand der Ukraine gegen die russische Invasion alle darin von Augustinus und Thomas von Aquin entwickelten Kriterien, eben als der Krieg als letzter Ausweg, nachdem alle anderen Optionen sich als wirkungslos erwiesen haben. Trotzdem stellt der für die New York Times und die Wall Street Journal schreibende Essayist und Kriegsbeobachter David Rieff „mit bitterer Ironie“ fest, daß der Fall der Ukraine die Gültigkeit dieser Lehre des gerechten Krieges zwar exemplarisch belegt, während die katholische Kirche selbst dazu tendiere, diese Lehre zurückzuweisen (Lettre International, 145/2024). Sie gehöre immer noch zur autoritativen Doktrin, aber viele Kirchenführer hätten sie im Verlauf des 20. Jahrhunderts in Frage gestellt. In diese Tradition reihe sich jetzt auch der argentinische Papst Franziskus mit seinen Kommentaren zum russischen Krieg in der Ukraine ein. Dessen rigoroser, faktisch pazifistischer Standpunkt, wonach die Leiden des Krieges schwerer wögen als die der durch keinen gerechten Krieg zu verhindernden russischen Besatzung, erkläre sich aus seiner linken peronistischen Weltsicht in Verbindung mit seinem tief verwurzelten Antiamarikanismus und der daraus resultierenden Hinwendung zu antiamerikanischen Regimen inklusive Putins Rußland. (ob) www.lettre.de