Der von 1946 bis 1954 tobende Indochinakrieg führte am Ende zur staatlichen Teilung Vietnams. Drei Jahre später initiierte der kommunistisch geführte Norden einen Volksaufstand gegen die von den USA protegierte Regierung im Süden. Zu dessen Unterstützung drangen bis Anfang 1964 etwa 40.000 nordvietnamesische Soldaten in Südvietnam ein, wo mittlerweile rund 15.000 US-Militärberater stationiert waren. Die Vereinigten Stabschefs der US-Streitkräfte wollten jedoch noch mehr Druck auf die Demokratische Republik Vietnam (DRV) im Norden ausüben. Dabei verwiesen sie auch immer wieder auf die damals äußerst populäre Domino-Theorie, der zufolge ganz Südostasien kommunistisch werden würde, wenn die Regierung in Saigon falle. Allerdings fehlte noch ein handfester Anlaß für offene Angriffe auf Nordvietnam. Deshalb setzten die US-Streitkräfte im Sommer 1964 auf Provokation.
So unterstützten sie beispielsweise südvietnamesische Kommandounternehmen an der nordvietnamesischen Küste durch den demonstrativ-flankierenden Einsatz von Schiffen der 7. US-Flotte. Außerdem operierten einige US-amerikanische Zerstörer am Rande der Territorialgewässer der DRV, um Aufklärungsdaten über die Militäreinrichtungen und elektronischen Systeme des kommunistischen Staates zu gewinnen. Hierbei kam es zu zwei Zwischenfällen. Am 2. August 1964 beschossen nordvietnamesische Schnellboote den Zerstörer „USS Maddox“ mit Maschinengewehren, was die Regierung in Washington mit einer Protestnote beantwortete. 48 Stunden später drang die „Maddox“ im Verbund mit dem Zerstörer „USS Turner Joy“ abermals in den Golf von Tonkin vor. Während ihrer Mission sollen die beiden Kriegsschiffe mit insgesamt neun Torpedos attackiert worden sein, wobei die diesbezüglichen Meldungen jedoch aus eklatanten Fehlinterpretationen von Sonar-Ortungen und selektiv ausgewählten Abhörergebnissen des Geheimdienstes NSA resultierten.
Ungeachtet der sofort laut gewordenen Zweifel an einem Angriff der Nordvietnamesen auf die Navy-Einheiten informierte der US-Verteidigungsminister Robert McNamara den Präsidenten über den neuerlichen „Tonkin-Zwischenfall“. Und diesmal reagierte Lyndon B. Johnson nun auch ganz im Sinne der Hardliner unter seinen Beratern und ersuchte den Kongreß der Vereinigten Staaten um freie Hand bei der Ausweitung der Militäroperationen gegen Hanoi. Den entsprechenden Blankoscheck hierfür erhielt er durch die fast einstimmige Verabschiedung der „Gulf of Tonkin Resolution“ vom 10. August 1964. Darin ermächtigten das Repräsentantenhaus und der Senat den Präsidenten angesichts der „absichtlichen und wiederholten“ nordvietnamesischen Attacken „auf Marineschiffe der Vereinigten Staaten, die rechtmäßig in internationalen Gewässern präsent sind, (…) alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um einen bewaffneten Angriff gegen die Streitkräfte der Vereinigten Staaten abzuwehren und weitere Aggressionen zu verhindern.“
Damit stand dem offiziellen Eintritt der USA in den Vietnamkrieg nichts mehr im Wege, obwohl die Tonkin-Resolution keine formelle Kriegserklärung war. Ungeachtet von den Washingtoner „Resolutionen“ begann die Bombardierung nordvietnamesischen Territoriums allerdings schon am 5. August. An diesem Tage fanden erste Luftangriffe auf Hafenanlagen oder Marinestützpunkte in Hon Gay, Loc Chao, Phuc Loi, Vinh und Quang Khe statt. Im Zuge der so erfolgten Eskalation des Krieges wurden letztlich bis zum Rückzug 1973 um die 550.000 US-Soldaten nach Vietnam entsandt, von denen über 58.000 fielen. Darüber hinaus starben bis zu drei Millionen Vietnamesen im Norden und Süden des geteilten Landes.
Aufgrund der zunehmenden Proteste in den USA gegen den Vietnamkrieg und der von Daniel Ellsberg an die Presse durchgestochenen Enthüllungen über die Falschmeldungen von US Navy und NSA rund um den „Tonkin-Zwischenfall“ kam es 1970 zur Aufhebung der Tonkin-Resolution durch den Kongreß.