Verschollener Altar der Grabeskirche aufgetaucht
WIEN. Die Grabeskirche in Jerusalem, welche den Ort der Grablegung und Wiederauferstehung Christi markieren soll, entstand im 4. Jahrhundert und wurde am 15. Juli 1149 neu geweiht, nachdem es den Kreuzfahrern gelungen war, nach Jahrhunderten der muslimischen Herrschaft das Königreich Jerusalem auszurufen. Aus selbigem Anlaß erhielt die Kirche auch einen beeindruckenden, 3,50 Meter breiten Hochaltar aus Marmor. Allerdings galt dieses Zeugnis mittelalterlicher Kunst seit einem großen Feuer in dem Gotteshaus im Jahre 1808 als verschollen. Nun entdeckten Ilya Berkovich von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und der Jerusalemer Bezirksarchäologe Amit Re’em im Rahmen von Bauarbeiten, daß der Altar die Kirche nie verlassen hatte, sondern in einem versteckten Seitengang mit der Sichtseite an die Wand gelehnt wurde (Pressemitteilung der ÖAW vom 15. Juli 2024). Wie erste Untersuchungen der wiedergefundenen Kostbarkeit zeigen, erfolgte deren Herstellung mittels der Kosmaten-Technik: Winzige zusammengefügte Stücke aus antikem Marmor ergaben dekorative Muster oder Bilder. Die Handwerker, welche so etwas schaffen konnten, müssen mit päpstlicher Genehmigung aus Rom gekommen sein. (ts)
www.oeaw.ac.at/news
Untergegangenes Rungholt: Mehr Bewohner als vermutet
FREIBURG. Während der Groten Mandrenke im Januar 1362 versank auch die nordfriesische Siedlung Rungholt in den Nordseefluten. Der deutsche Dichter Detlev von Liliencron setzte dieser Katastrophe mit seiner Ballade „Trutz, blanke Hans“ 1883 ein Denkmal, als kurz zuvor Überbleibsel der Ortschaft im Watt unweit der Hallig Südfall auftauchten. 2017 konnten hier zudem die Reste eines Hafens nachgewiesen werden. Darüber hinaus fanden Mitarbeiter der Universitäten von Kiel und Mainz sowie des Leibniz-Zentrums für Archäologie in Schleswig und des Archäologischen Landesamtes von Schleswig-Holstein 2023 die Fundamente der Kirche von Rungholt. Während ihrer diesjährigen Grabungskampagne lokalisierten die Forscher nun außerdem noch 19 weitere, bislang unbekannte mittelalterliche Wohnhügel, sogenannte Warften, im Bereich zwischen dem ehemaligen Hafen und der Kirche (Online-Ausgabe von Archäologie in Deutschland vom 9. Juli 2024). Damit bestätigten sie frühere Vermutungen über die Ausdehnung des Stadtgebietes von Rungholt und dessen dichte Besiedlung. Vermutlich lebten in der Ortschaft im Bereich der Küstenlandschaft Strand um die 2.000 Menschen, was eine vergleichsweise hohe Zahl war. So hatte auch Kiel im 14. Jahrhundert kaum mehr Einwohner, und selbst in Hamburg zählte die Bevölkerung damals nur 5.000 Köpfe. (ts)
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Erste Sätze
Man ist gewohnt, den Kampf zwischen Staat und Kirche als einen der großen und grundsätzlichen Inhalte der Weltgeschichte aufzufassen.
Kurt Kupisch: Coligny. Eine historische Studie, Berlin/Bielefeld 1951
Aufgelesen
„Wir müssen weg von dem verzerrenden Verständnis von Objektivität als Mitte zwischen zwei Positionen, sonst bewegen wir uns immer weiter nach rechts.“
Journalistin Annika Brockschmidt im „Journalist“-Interview
Historisches Kalenderblatt
11. August 1984: In der Mikrofonprobe für eine Radioansprache befiehlt US-Präsident Ronald Reagan im Scherz die atomare Bombardierung Moskaus. Die sowjetische Nachrichtenagentur TASS verurteilt das „mit der großen Verantwortung inkompatible feindselige Verhalten“ scharf.