Bei den Nachwuchssportlern sei „oft nicht mehr der Wille da, sich zu quälen“. Das sagte 2021 André Greipel, der erfolgreichste deutsche Rennradfahrer. Die Erkenntnis war richtig, aber nicht neu. Zehn Jahre vorher stellte der damalige Skilanglauf-Nationaltrainer Jochen Behle fest, daß es „trainingsintensive Sportarten“ immer schwerer hätten.
Die schlechte Saat von damals trägt heute keine Früchte. Und so ist die Enttäuschung groß beim Blick auf den Medaillenspiegel der Olympischen Sommerspiele von Paris. Es war das schlechteste Ergebnis aller Zeiten. Erwartungsgemäß regt sich Kritik an der Spitzensportförderung. Klar, die könnte gezielter, schneller und innovativer sein, die Vereinbarkeit von Ausbildung und Sport unterstützen.
Doch damit allein ist es nicht getan. Das Problem beginnt heute schon in der Schule. Leistung im Sport ist genauso verpönt wie Frontalunterricht im Klassenraum. Die Zahl der Vereine geht – auch aufgrund des demographischen Niedergangs – zurück. Und der mangelnde Wille, zäh und ausdauernd zu sein, wird nicht nur im Sport beklagt. „Leiden, Trousselier, ist die vollständige Entfaltung der Willenskraft. Beweisen Sie, daß Sie ein Mann sind“, sagte Tour-de-France-Gründer Henri Desgrange einem Fahrer ins Gesicht. Ist der Wille da, kommt der Rest von selbst.
Lukas Steinwandter ist ehemaliger Skilangläufer und Chefredakteur von „Corrigenda“.