© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 34/24 / 16. August 2024

Aufgeschnappt
Das intersexuelle Sommerlochtier
Matthias Bäkermann

Erinnern Sie sich noch an Sammy, Kuno oder Bruno? Genau wie das vermutliche Wildschwein, das als „Löwin“, 2023 die Gegend südlich Berlins unsicher machte, waren auch der Kaiman, der „Killer-Wels“ in NRW-Gewässern und der Allgäuer „Problembär“ kurzzeitige Herrscher des nachrichtenarmen Sommerlochs. Ihr diesjähriges Pendant hat zwar noch keinen Namen, aber besticht durch eine äußerst zeitgeistige Besonderheit: Der Erpel im Augsburger Stadtgraben ist intersexuell. Das behauptet zumindest der Hobbyornithologe Philipp Kraemer, der das Tier unter hundert anderen Stockenten als Grenzgänger zwischen den Geschlechtern ausgemacht zu haben glaubt. Tatsächlich hat der Erpel statt des schillernd grünen Kopfes das für Weibchen typisch bräunliche Gefieder, statt des gelben einen orangenen Schnabel mit dunkler Zeichnung. Zuerst dachte Kraemer an einen Hybriden verschiedener Entenarten. Doch der Süddeutschen Zeitung gestand der Biologiestudent dann seine queere Analyse: „Irgendwann bin ich darauf gestoßen, daß es eine intersexuelle Ente sein muß.“ Flugs erfüllte auch der Bayerische Rundfunk seinen Programmauftrag und präsentierte am Montag voller Stolz das neue intersexuelle Sommerlochtier.