Nationale Sicherheit statt „ökonomischer Kalküle“
CAMBRIDGE. Der Kapitalmarktexperte Mohamed El-Erian hat angesichts der Börsenturbulenzen (JF 33/24) die Wirtschaftskonzepte europäischer und amerikanischer Politiker scharf kritisiert. „Wirtschaftspolitisch lief in den vergangenen Jahren vieles schief. Statt Globalisierung haben wir jetzt Fragmentierung, Nearshoring und Friendshoring. Nationale Sicherheit übertrumpft ökonomische Kalküle. Damit bewegen wir uns in einer Welt, in der es ein höheres Niveau an Inflation gibt“, erklärte der Präsident des Queens’ College der englischen Universität Cambridge im Handelsblatt. Wenn man die Geldentwertung „mit aller Kraft zurück auf zwei Prozent drängt, geht das nur auf Kosten des Wirtschaftswachstums“. Die großen Kursausschläge am 5. August hätten ihn nicht überrascht, denn es habe große Zweifel gegeben, ob die drei wesentlichen Kurstreiber der Aktienmärkte weiter Bestand haben können: „Da wäre erstens die Ausnahmestellung der US-Wirtschaft und die Frage, ob sie weiter so wachsen kann. Da wäre der Zweifel, daß die US-Notenbank Fed im Ernstfall schon das Richtige tun wird. Und drittens die Bedenken, ob die Revolution bei künstlicher Intelligenz (KI) die hohen Bewertungen rechtfertigt“, erläuterte der ägyptisch-amerikanische Ökonom, der früher die Investmentgesellschaft Pimco des Münchner Allianz-Konzerns leitete. (fis)
www.queens.cam.ac.uk
IW Köln: 3,7 Millionen Euro Förderung pro Medaille
KÖLN. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat die staatliche Sportförderung scharf kritisiert. Mit zwölf Gold-, 13 Silber- und acht Bronzemedaillen sei das deutsche Team nur auf Rang 10 im Medaillenspiegel gekommen. Es sei das schlechteste Abschneiden seit der Wiedervereinigung gewesen, obwohl in den vergangenen zehn Jahren die Ausgaben für Spitzensportförderung inflationsbereinigt von 44 auf knapp 60 Millionen Euro gestiegen seien (IW-Kurzbericht 56/24). Die Sportförderung sei ineffizient und leide „unter derselben Krankheit, die auch die Wirtschaft belastet: Zu oft verschlechtert Bürokratie die Zielgenauigkeit staatlicher Maßnahmen“, erklärte Studienautor Simon Gerards Iglesias. 2016 hatte der Bund pro gewonnene Medaille 2,2 Millionen Euro Fördergelder an die Sportverbände gezahlt. Bei den Spielen von Tokio waren es 3,2 Millionen und in Paris bereits 3,7 Millionen Euro. (fis)
www.iwkoeln.de/studien.html