Im Juli 1941 erreichte das erste Flugboot von Pan American Airways das westafrikanische Liberia. An Bord: zwei Direktionsmitglieder der Fluggesellschaft, die Maßnahmen einleiteten, um dort einen Wasserlandeplatz sowie nahe Monrovia einen Flughafen zu bauen. Beide Projekte waren erste Ausläufer eines Netzwerks militärischer Stützpunkte, das von der Karibik über Liberia bis nach Ägypten reichte. Obwohl eine private Airline, handelte Pan Am dabei als Tarneinrichtung der Regierung von Präsident Roosevelt, sollten ihre Maschinen doch unter Umgehung der bis zum Dezember 1941 bestehenden US-Neutralität Kriegsgüter an Großbritannien liefern. Für Andreas Greiner (Deutsches Historisches Institut Washington) steht jedoch nicht Pan Ams Rolle im US-imperialistischen „Empire Building“ im Vordergrund, sondern die sie begleitenden „kolonialistischen und rassistischen Praktiken“ (Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 4/2024). So habe Pan Am nicht nur im Zeichen von Coca-Cola ein Stück Amerika in die Fremde verpflanzt, sondern auch ein Abbild der Jim-Crow-Ära installiert, der im öffentlichen US-Leben obligaten Rassentrennung nach Hautfarben. Inmitten einer schwarzen Republik sei daher ein „weißes Imperium“ entstanden, wo für einheimische „Hilfskräfte“ Liberias Gesetze nicht galten. (ob)
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