Atomausstieg: Dauert die Endlagersuche bis 2074?
BERLIN. Trotz des 2011 beschlossenen und am 15. April 2023 vollendeten Atomausstiegs gibt es noch kein deutsches Endlager für die radioaktiven Abfälle. Auch das 2017 im Standortauswahlgesetz festgelegte Zieljahr 2031 ist unhaltbar. „Selbst bei einem idealen Projektablauf muß damit gerechnet werden, daß das Verfahren erst im Jahr 2074 abgeschlossen werden kann. Zugrunde gelegt wurde dabei, daß die gesetzlichen Bedingungen unverändert bleiben“, heißt es in einem Gutachten des Freiburger Öko-Instituts für das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE). Um die Endlagersuche zu beschleunigen, empfehlen die neun Studienautoren, „die Anzahl der zur übertägigen Erkundung vorzuschlagenden Standortregionen einzugrenzen und ausschließlich Gebiete mit hinreichendem Potential zum ‘Standort mit bestmöglicher Sicherheit’ weiterzuführen“. Die 2016 in Peine gegründete Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH (BGE) hatte Ende 2022 einen Zeitbedarf bis möglicherweise 2068 abgeschätzt, dabei aber noch nicht alle Verfahrensschritte einberechnet. Das BASE fordert hingegen, „sich spätestens 2046 auf ein Endlager festzulegen und diese Jahreszahl als Benchmark im Endlagersuchprozeß zu setzen“. (fis)
www.bge.de/de/endlagersuche
„Triumph der klassischen Physik über Quantenphysik“
ONNA. Ein neues Lithographiesystem könnte die Herstellung von hochintegrierten Halbleitern deutlich billiger machen, das Produktionsanlagen-Monopol der niederländischen Firma Advanced Semiconductor Materials Lithography (ASML) brechen und Japan einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Chip-Herstellern in den USA, Südkorea und Taiwan bringen. Das Okinawa Institute of Science and Technology (OIST) hat dazu einen Projektor entwickelt, der das Bild der Fotomaske mit zwei statt bisher sechs Spiegeln auf den Siliziumwafer überträgt: „Dies wurde möglich, indem die Theorie der optischen Aberrationskorrektur sorgfältig überdacht wurde. Es ist ein Triumph der klassischen Physik über die Quantenphysik“, erklärte OIST-Professor Tsumoru Shintake. Sein Patent habe „das Potential, enorme wirtschaftliche Vorteile zu generieren“. (fis)
www.oist.jp/news-center/news
Raoul Roßmann: „Es gibt den Klimawandel. Punkt.“
BURGWEDEL. Die Drogeriemarktkette Rossmann will aus politischen Gründen keine Tesla-Dienstwagen mehr kaufen. „Mich stört enorm, daß ausgerechnet der Tesla-Gründer Elon Musk den Klima-Leugner Donald Trump unterstützt“, erklärte Raoul Roßmann, Sprecher der Geschäftsführung, in der Welt. „Als deutscher Staatsbürger bin ich dazu verdammt, dieser Kakophonie in den USA tatenlos zuhören zu müssen – ohne eine Wählerstimme zu haben. Deshalb wollte ich im Rahmen meiner Möglichkeiten ein Statement setzen.“ Musk und Trump würden lügen: „Es gibt den Klimawandel. Punkt. Eine kontroverse Meinung zu äußern ist doch wunderbar, aber sie muß wissenschaftlich fundiert sein“, so der 38jährige Sohn des Firmengründers Dirk Roßmann, der laut Forbes ein Vermögen von 4,7 Milliarden Dollar hat. Die derzeit 34 Tesla-Firmenautos werde man aber „aus Gründen der Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung weiterhin nutzen“. (fis)
Erkenntnis
„Im Sommer ist extensiv genutztes Grünland gut erkennbar. Da wachsen viele unterschiedliche Gräser und Kräuter, diese Wiesen sind bunt. Am schönsten sind Bergwiesen, mit Klappertopf, Storchschnabel oder Teufelskralle. Auf intensiv genutzten Wiesen stehen meist nur wenige Gräser wie das Wiesen-Knäuelgras und Weidelgras. Das sind sehr produktive Arten, die sind auf hohe Erträge gezüchtet. Man kann sie viermal im Jahr mähen und danach mineralisch düngen; sie wachsen schnell und kräftig nach. Wenn das Wetter feucht ist, dann garantieren sie einen hohen Ertrag.“
Lotte Korell, Biozönoseforscherin am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)