© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 35/24 / 23. August 2024

Grüße aus … Athen
Immer wieder diese Römer
Panayotis H. Doumas

Waldbrände sind in den griechischen Sommern an der Tagesordnung. Die Ursachen sind gut bekannt: Trockenes Klima, Dürre, Hitzewellen, starke Winde und reichlich Brennmaterial gehören zu den besten Brennstoffen. Denn die Kiefern und Tannen – in den bergigen Gebieten – eignen sich hervorragend, um große Flächen in Dantes „Inferno“ zu verwandeln. Dies war der Fall bei dem jüngsten verheerenden Brand, der Attika und einige Vororte von Athen heimsuchte.

Die Kiefer ist ein Baum, der die griechischen Landschaften dominiert. Das von ihr produzierte Harz, die Kiefernzapfen und ihr leichtes Holz machen sie zum besten Brandbeschleuniger. Die Kiefer ist in der griechischen Natur seit je gut gediehen, da sie ohne jegliche Pflege wächst und kaum Wasser braucht, selbst auf steinigen Böden.

Vor der Ankunft der Römer war Athen von Zypressenwäldern umgeben, die relativ schwer endzündbar sind. 

Es wird vielfach beobachtet, daß ein großes Feuer in einem Kiefernwald, wenn es auf Eichen trifft, die in vielen Bergregionen Griechenlands zu finden sind, sich verlangsamt oder sogar ganz aufhört, da Eichen den Ruf haben, „nicht zu brennen“. Viele behaupten, daß die Kiefer nicht zum griechischen Ökosystem gehört, sondern ein Baum ist, den Griechenland irgendwann im Laufe seiner jahrtausendealten Geschichte eingeführt hat. Sie schlagen vor, daß Kiefern durch „Laubbäume“ wie Johannisbrotbäume, Maulbeerbäume und Eichen ersetzt werden sollten.

Jüngste Veröffentlichungen zahlreicher Medien haben in den sozialen Netzwerken, insbesondere auf X, eine Debatte darüber entfacht, ob die Römer, unter deren Herrschaft Griechenland nach seinem Niedergang in der Antike stand, dafür verantwortlich sind, daß die griechischen Städte, allen voran Athen, von großen Kiefernwäldern umgeben sind. Diesen Berichten zufolge waren die griechischen Städte vor der Ankunft der Römer von zahlreichen Zypressenwäldern umgeben, die relativ schwer entzündbar sind. Die Römer fällten die Zypressen und ersetzten sie durch Kiefern, die sie sowohl als Bauholz wie auch als Mittel zur schnellen Niederschlagung von Aufständen in den römisch besetzten Gebieten nutzten – nach Angaben der Zeitung Naftemporiki hatten die Kiefern eine Funktion wie Molotowcocktails.

Aber was bedeutet das heute für uns? Daß die Römer daran schuld waren, daß ein riesiges Feuer bis auf wenige Dutzend Kilometer an das Verwaltungszentrum Griechenlands heranreichte? Das Problem ist, daß wir nach all den Jahren immer noch keine Lösung gefunden haben, wie wir große Brände eindämmen können, vor allem wenn sie nachts ausbrechen und der Wind sehr stark ist. Unweigerlich wird jedoch die Assoziation geweckt, daß die griechische Regierung von vielen Neros bewohnt wird. Die Römer sind es also auf jeden Fall!