© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 35/24 / 23. August 2024

Beide Kühltürme des unterfränkischen AKW Grafenrheinfeld gesprengt
Volksvermögen vernichtet
Jörg Fischer

Vor zwanzig Jahren war Deutschland trotz Rot-Grün Exportweltmeister und die 18 in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke lieferten 28 Prozent des Stroms. In China ging der erste Reaktor erst 1991 ans Netz und das 1,3-Milliarden-Einwohner-Land war 2004 nur die verlängerte Werkbank westlicher Konzerne. Doch schon 2009 ging der Titel des Exportweltmeisters an das Reich der Mitte, ein Jahr später zogen auch die USA an Deutschland vorbei. Heute hat China 55 AKWs und 24 Reaktoren im Bau. 41 sind geplant. Am Montag genehmigte der kommunistische Staatsrat den Bau von weiteren elf Reaktoren.

In Deutschland wurde der Atomausstieg am 15. April 2023 vollendet, und der Strom ist doppelt so teuer wie in den USA und viermal teurer als in China. Damit das nach einem Regierungswechsel auch so bleibt, wurden am 16. August Fakten geschaffen: Um 19.55 Uhr wurden die beiden Kühltürme des unterfränkischen AKW Grafenrheinfeld gesprengt. Tausende Schaulustige und mehrere Profikameras verfolgten gespannt die Aktion. Der einsame Protest des 37jährigen Nuklearia-Vereinsmitglieds Andreas Fichtner aus Karlsruhe konnte den Wahnsinn nur um eineinhalb Stunden verzögern, aber nicht verhindern. Ob und in welcher Höhe zivilrechtliche Forderungen geltend gemacht werden können, werde geprüft, teilte die AKW-Betreibergesellschaft PreussenElektra mit. Mit der Sprengung werde „Raum für Neues geschaffen“, und „gemeinsam mit unseren Partnern und Stakeholdern vor Ort wollen wir Ideen vorrangig im Bereich der Energieerzeugung und -speicherung vorantreiben“, versprach Konzernchef Guido Knott.

Der Bau des AKW mit einer Leistung von 1,3 Gigawatt war eine öffentlich-private Milliardeninvestition, die 1975 begann und 1982 ans Netz ging. 33 Jahre wurde zuverlässig und kostengünstig Strom geliefert – bis Juni 2015, denn da wurde der 2011 beschlossene schwarz-gelbe Atomausstieg wirksam. Dabei hätte das Kraftwerk bei entsprechender Wartung noch jahrzehntelang Strom liefern können. Das galt auch für die 16 anderen AKWs, die seit 2011 sinnlos stillgelegt wurden. Sie zählten zu den sichersten der Welt. Dennoch wird dieses Volksvermögen schrittweise gnadenlos vernichtet.

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