© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 35/24 / 23. August 2024

Filmkritik / Following
Spielball einer Manipulation
Werner Olles

Der arbeitslose junge Möchtegern-schriftsteller und Einzelgänger Bill (Jeremy Theobald) folgt Fremden durch die Straßen Londons, um dadurch Inspirationen für seinen ersten Roman zu bekommen. Zwar verpflichtet er sich selbst, niemals eine Person zweimal zu verfolgen, doch schon bald konzentriert sich seine Obsession auf einen gutaussehenden, gepflegten Mann in einem dunklen Anzug. Als dieser bemerkt, daß er verfolgt wird, konfrontiert er seinen merkwürdigen Verfolger in einem Café und stellt sich als Cobb (Alex Haw) vor. Er enthüllt, daß er ein Serieneinbrecher ist, und lädt den jungen Mann ein, ihn bei seinen Beutezügen zu begleiten.

Fasziniert von Cobbs Lebensstil und von ihm ermutigt, wird Bill selbst zum Einbrecher. Basierend auf der Kreditkarte, die Cobb ihm gibt, nimmt er den Namen Daniel Lloyd an und beginnt eine Beziehung mit einer Blondine, die er in einer Bar kennengelernt hat. Die junge Frau, eine typische Femme fatale, entpuppt sich jedoch als Freundin eines stadtbekannten Gangsters, den sie verlassen hat, nachdem er einen Mann in ihrer Wohnung ermordet hatte. Seitdem stellt er ihr immer noch nach und erpreßt sie mit intimen Fotos. 

Bill/Daniel bricht bei dem Gangster ein, wird jedoch von einem unbekannten Mann auf frischer Tat ertappt, den er abwehren kann. Bei den erbeuteten Fotos handelt es sich indes um harmlose Modellaufnahmen. Bei dem Versuch, das mysteriöse Geschehen zu verstehen, erfährt er, daß die Blondine ihn zusammen mit Cobb zum Einbrecher machen wollte, um als Alibi für Cobb zu fungieren. Da Cobb im Dienste des Gangsters steht, wird der Schriftsteller so zum doppelten Opfer …

Christopher Nolans brillantes Regiedebüt „Following“ (GB 1998) orientiert sich am klassischen Film noir Hollywoods der 1940er Jahre. Der Film montiert mehrere Handlungsebenen parallel, die zugleich verschiedenen Zeitebenen entsprechen. Gedreht in stilechtem körnigen Schwarzweiß, entwirft Nolan in seinem Thriller eine tödliche Intrige, die an Hitchcocks Klassiker „Vertigo“ erinnert, wo der Protagonist ebenfalls zum verführten und verblendeten Spielball einer manipulierten Erinnerung und Wahrnehmung wird. Auch in „Following“ scheint alles Gewesene fragil und entfaltet sich die Vergangenheit assoziativ in einem nach und nach entschlüsselten Puzzle und einer ständig steigenden Spannungskurve.


DVD/Blu-ray: Following. Panda­storm Pictures 2024, Filmlaufzeit, 70 Minuten, Extras 200 Minuten