Heydrich. Im Sommer 1972 wurde unter einem Dachsparren der Dorfkirche von Nimritz in Thüringen ein verstecktes Paket mit historischen Dokumenten gefunden. Dabei handelte es sich um den umfangreichen „Schlußbericht“, den Kriminalrat Heinz Pannwitz angefertigt hatte. Dieser hohe SS-Offizier war mit der Leitung der Sonderkommission zur Aufklärung des Attentats auf einen der einflußreichsten Nationalsozialisten eingesetzt: den Leiter des Reichssicherheitshauptamts und Organisator der Judenmordes Reinhard Heydrich. Zwei aus England eingeflogene tschechische Partisanen, Jozef Gabčík und Jan Kubiš, hatten auf den stellvertretenden Reichsprotektor in Böhmen und Mähren am 27. Mai 1942 in Prag ein Bombenattentat verübt, dem dieser eine Woche später erlag. Obwohl die DDR-Stasi in Pannwitz’ amtlichen Ermittlungsakten, Tatortfotos und Verhörprotokollen „keine neuen zeitgeschichtlichen Erkenntnisse“ erkennen wollte, widmeten sich später tschechische Historiker diesem brisanten Material. Stanislav F. Berton veröffentlichte 1985 einen Bericht in den Vierteljahrsheften für Zeitgeschichte, eine 2012 von Vojtěch Šustek auf deutsch übersetzte Edition fand im hiesigen Büchermarkt jedoch wenig Rückhall. Nun wagt der Verleger und Schriftsteller Joachim Jahns einen neuen Versuch, diese über die Prager NS-Herrschaft aufschlußreichen Quellen ediert und um diverse Exkurse über Hintergründe, Protagonisten des Attentats, des tschechischen Widerstandes und der brutalen Vergeltung ergänzt, dem historischen interessierten Lesepublikum darzubieten. (bä)
Joachim Jahns: Anmerkungen zu Reinhard Heydrich. Dingsda Verlag, Leipzig 2024, gebunden, 287 Seiten, Abbildungen, 34,99 Euro
Die Masken fallen. Die RKI-Protokolle machen das wahre Ausmaß der Fehler in der Corona-Pandemie sichtbar. Doch was veranlaßt die Politik, daran festzuhalten? Bodo Neumann analysiert die wichtigsten Figuren und Ereignisse der Pandemiezeit aus psychologischer Sicht. In seiner Artikelsammlung erklärt er mit den Ansätzen bekannter Fachpioniere wie Erich Fromm, Gustave Le Bon und Albert Biderman, wie die Entscheidungsträger die Bevölkerung für zahlreiche Maßnahmen gewinnen konnten. Der titelgebende „Charaktertest“ bezieht sich auf die Frage, wozu Menschen unter extremem emotionalen Druck fähig sind. Neumann setzt sich dabei kritisch mit den Folgen der Lockdowns, des Impfdrucks und der Schulschließungen auseinander. Die Aufgabe der Psychologie sieht er darin, die Menschen zum selbständigen Denken zu animieren und somit das „Rüstzeug“ für künftige Krisen vorzubereiten. (kuk)
Bodo Neumann: Charaktertest Corona. Eine kleine Pandemie Psychologie. Books on Demand, Norderstedt 2024, broschiert, 120 Seiten, 7,99 Euro