© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 35/24 / 23. August 2024

Umwelt
Virtuelle Krankmacher
Volker Kempf

Wie ungesund ist der Konsum von Facebook, Instagram oder TikTok für junge Leute? Weniger wäre oft mehr. Zu diesem Schluß kommt eine Untersuchung von Wissenschaftlern um die Psychologieprofessorin Jennifer Mills (York University/Toronto), wie die Zeitschrift Natur & Heilen (8/24) berichtet. Untersucht wurden hiernach 66 Studentinnen im Alter zwischen 18 und 29 Jahren, von denen 33 eine einwöchige Abstinenz von den sozialen Medien einhalten mußten. Der Effekt sei eindeutig gewesen: Selbstbewußtsein und Einstellung zum eigenen Körper hätten sich bei den Social-Media-Abstinenzlerinnen gehoben. Früher konnte man nur wenig Zeit damit verbringen, „sich Mode- und Schönheitsmagazine anzusehen, und sie erschienen nur einmal im Monat. Es gab eine begrenzte Menge an Inhalten, denen man ausgesetzt war. Mit den sozialen Medien ist das unendlich“, so Mills.

Junge Frauen sind ständig mit den Schönheitsidealen der neuen Medien konfrontiert.

Das wirkliche Leben, der Kontakt mit realen Menschen und vor allem mit Freunden wirke sich auf das subjektive Wohlbefinden günstig aus, Schlaf und frische Luft ebenso. Eigentlich weiß man das schon aus eigener Erfahrung, zuviel Medienkonsum passiviert nur. Bei jungen Frauen kommt hinzu, ständig mit den Schönheitsidealen der neuen Medien konfrontiert zu werden, das läßt bei vielen von ihnen eher Selbstzweifel aufkommen. In der „realen Welt“ sieht das dann schon wieder anders aus. Auch Sport ist gesund, bestätigt die kanadische Vergleichsstudie (Body Image, 6/24). Das ist keine grundlegend neue Einsicht. Es gibt kein Erkenntnisproblem, vielmehr ein Problem, die eigene Trägheit zu überwinden, Sport zu treiben oder wenigstens mit Freunden wandern oder schwimmen zu gehen. Es lohnt sich. Der Mensch ist ein geselliges und Bewegung benötigendes Wesen. Davon lenkt vieles nur zu sehr ab.

 doi.org/10.1016/j.bodyim.2024.101715