© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 35/24 / 23. August 2024

Haltungsnote
Der Stein steht wieder
Gil Barkei

Oft sind es leider nur noch die kleinen unscheinbaren Orte, die an den Verlust der deutschen Ostgebiete erinnern. Doch auch hier schleifen Politik und Zeitgeist gnadenlos. Um so erfreulicher, wenn persönliches Engagement einige Erinnerungsstücke retten und so das Gedenken am Leben erhält. In der Rattenfängerstadt Hameln ließ die Stadtverwaltung im Frühjahr 2023 ein 1958 aufgestelltes Denkmal an der alten Reichsstraße 1 für die unvergessene Verbindung zu Ostpreußen entfernen. Offizielle Begründung: Die Standsicherheit sei nicht mehr gegeben. Der große Stein trug die Inschrift „B 1 Aachen, Berlin, Königsberg 1.170 km, Deutschland ist unteilbar“. Auf heftigen Protest folgte die Erklärung, der Denkmalstein sei beim Abladen auf dem städtischen Bauhof leider zerbrochen und könne daher nicht wieder aufgestellt werden. Doch die Verantwortlichen haben ihre Vollendete-Tatsachen-Rechnung ohne die Bürger und die Unternehmer Hans Christoph Reimann, Uwe Rugenstein, Gerhard Schwickert und Carsten Wienkoop gemacht. Die Hamelner stifteten kurzerhand eine nagelneue Nachbildung – und setzten damit die Verwaltung unter Zugzwang. Eine Neuaufstellung verzögerte sich immer wieder, obwohl eine Rückkehr des Steins zugesagt wurde. Dabei ging es auch um zusätzliche Erklärtafeln. Letztlich war dem bürgerschaftlichen Engagement jedoch nichts entgegenzusetzen, so daß das Denkmal nun wieder steht.