Fast einen Monat lang hatte die libanesische Kampforganisation Hisbollah eine Drohkulisse gegen Israel aufgebaut, nachdem das israelische Militär Ende Juli einen hochrangigen Vertreter der „Gottespartei“ in Beirut getötet hatte. Der tatsächliche Vergeltungsschlag am Sonntagmorgen war dann vergleichsweise schwach: Die Hisbollah schoß zwar viele Raketen ab; die kamen jedoch nicht bis ins israelische Zentrum. Israel führt das auf einen erfolgreichen „Präventivschlag“ zurück. Beide Seiten senden nun Signale, vorerst zur Logik begrenzter Scharmützel zurückkehren zu wollen. Trotz Drucks aus der Bevölkerung läßt Israels Premier Benjamin Netanjahu kein Interesse an einer Invasion erkennen.
Eine große Eskalation droht dennoch weiter: Zum einen läßt die Rache des Iran für die Tötung von Hamas-Chef Ismail Hanija in Teheran noch auf sich warten. Zum anderen hat sich gezeigt, wie schnell die begrenzte Auseinandersetzung in etwas Größeres ausarten kann. Zur Ruhe kommen wird die Grenze erst, wenn es einen Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen gibt. Daran aber hat Hamas-Chef Yahya Sinwar in seinem apokalyptischen Wahn bislang wenig Interesse gezeigt: Würde er die Geiseln freigeben, wäre er schutzlos. Wirklich gelöst wäre das Problem sowieso erst, wenn die Hisbollah den Israelis die Angst vor einer Invasion im Norden nimmt, indem sie sich von der Grenze zurückzieht. Dafür gibt es keinerlei Anzeichen. Vorerst heißt es also: ständig weiter wie bisher.