Kritiker werfen Robert Habeck vor, eine sozialistische Wirtschaftspolitik zu betreiben – doch die Ampel enteignet keine Kapitalisten, sondern beschlagnahmt allenfalls Vereinsvermögen. Die (Real-)Sozialistische Einheitspartei Deutschlands richtete mit ihrer Sowjetideologie zwar auch eine Volkswirtschaft zugrunde, aber dazu brauchte sie mehr als eine Legislaturperiode. Und jeder SED-Funktionär kannte die Naturgesetze: Der Strombedarf muß zeitgleich durch die Erzeugung gedeckt werden – allein schon, um Mauer, Todesstreifen, Militär und Propagandakulisse nicht durch einen Brownout zu gefährden.
Nie wäre das Politbüro auf die Idee gekommen, funktionierende Atom- und Kohlekraftwerke aus ideologischen Gründen zu zerstören und Betriebe nur noch dann produzieren zu lassen, wenn der Wind weht oder die Sonne scheint. Wer das vorgeschlagen hätte, wäre als Saboteur, wegen Schädlingstätigkeit und „Untergrabung der Volkswirtschaft“ schneller hinter Gitter gekommen als heutzutage ein Reichsbürger. Aber genau das ist künftig unausweichlich: Energieintensive Produktion nur noch dann, wenn genug Strom da ist. Denn weder „fungiert das Netz als Speicher“ (Annalena Baerbock 2018 im DLF), noch gibt es genügend Energiespeicher oder Back-up-Kraftwerke. Daher müssen Stromverbraucher nicht nur in Dunkelflauten vom Netz. Das soll aber „marktwirtschaftlich“ und indirekt geschehen. Deshalb will die Bundesnetzagentur die bisherigen Netzentgeltrabatte ab 2026 an das tagesaktuelle Angebot der „erneuerbaren Energien“ anpassen.
Bei einem Stromüberangebot soll hingegen Mehrverbrauch belohnt werden. Bislang erhalten Großunternehmen bei jährlich über 7.000 Produktionsstunden einen Rabatt von etwa 80 Prozent auf ihre Netzentgelte – Industriesubvention in Zeiten der Energiewende. Kurzzeitig abschaltbare Lasten (etwa Alu- und Chemiewerke) vom Netz nehmen, um bei Verbrauchsspitzen das Netz stabil zu halten, das gab es zu DDR-Zeiten und auch vor der Energiewende. Doch mit der CO₂-Phobie und mehr „Flatterstrom“ werden regelnde Netzeingriffe (Redispatch) häufiger. Das ist kein „Habeck-Sozialismus“, sondern logische Folge der „grünen“ Klimapolitik von Union und Ampelparteien, die von Unternehmerverbänden, Gewerkschaften und einer Wählermehrheit mitgetragen wird.