Angst und Panik“ würden Erzählungen über das 1998 durch die Bologna-Reform an deutschen Universitäten eingeführte Bachelor- und Master-System bei ihm auslösen, gesteht Volker Ladenthin, der als 2019 emeritierter Bonner Pädagogik-Professor dieses System lange erlitten hat. Darum wisse er nicht, ob er heute noch gern studieren würde. Claudia Noack, die 2014 ihr Studium unter Bologna-Bedingungen startete und die seit 2023 als Juniorprofessorin Wirtschaftswissenschaften in Bonn lehrt, weiß dank der Gnade der späten Geburt nichts vom Studieren, das große Freiräume bot, weite Horizonte eröffnete und den kritischen Geist förderte, bevor mit Bologna die Verschulung einsetzte und sich die Universität für Ladenthin in eine „Kontrollgesellschaft“ verwandelte. Solchen Blick über den Tellerrand habe das von Klausur zu Klausur treibende, wissenschaftliches Arbeiten durch Aufspaltung in Teilkompetenzen zerstörende „Prüfungslernen“ zwar verhindert, räumt Noack ein. Aber dafür blickt die mit extrem kurzer Publikationsliste ins Amt Berufene auf „großartige Erfahrungen“ vieler Auslandssemester zurück und wünscht sich, das Studium in ihrem Fach wäre künftig noch internationaler und Vorlesungen fänden ausschließlich auf englisch statt. Nichts einzuwenden hat sie daher gegen die von Ladenthin kritisierte Ökonomisierung der Studiengänge. Mit der Folge, daß „die Berufswelt am Ende bestimmt, was gelehrt wird“. Diese „Verfachhochschulung“ zwecks Bewahrung der Status-quo-Verhältnisse habe aber mit dem Wesen der Universität als Mittel zur Veränderung der Praxis nichts mehr zu tun (Forschung & Lehre, 6/2024). (wm)
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