„Judensau“: Kläger will vor europäisches Gericht
KARLSRUHE. Das Bundesverfassungsgericht hat eine Verfassungsbeschwerde zu einer Schmähplastik an der Stadtkirche in Wittenberg abgewiesen. Die Karlsruher Richter nahmen die Beschwerde ohne Angabe einer Begründung nicht zur Entscheidung an. Das ist nach dem Bundesverfassungsgerichtsgesetz möglich. Der jüdische Beschwerdeführer will seit Jahren erreichen, daß die als „Judensau“ bezeichnete Plastik aus dem 13. Jahrhundert von der Kirche entfernt wird. Er sieht sich unter anderem in seiner Menschenwürde und Religionsfreiheit verletzt. Das Sandsteinrelief an der Außenfassade in vier Metern Höhe zeigt ein weibliches Schwein, an dessen Zitzen zwei Menschen saugen, die durch Spitzhüte als Juden identifiziert werden sollen. Schweine gelten im jüdischen Glauben als unrein. Solche antisemitischen Darstellungen aus dem Mittelalter finden sich heute auch noch an anderen Kirchen, etwa an der Ruine der St. Nikolaikirche in Zerbst (Anhalt). Der Bundesgerichtshof (BGH) hatte dazu im Juni 2022 entschieden, daß die Plastik in Wittenberg bleiben darf. Zur Begründung führte das Gericht aus, die dortige Kirchengemeinde habe durch eine Bodenplatte und einen Aufsteller mit erläuterndem Text das Schandmal in ein Mahnmal umgewandelt. Die Wittenberger Stadtkirche gilt als Mutterkirche der Reformation, weil dort einst Martin Luther (1483–1546) predigte. Der Anwalt des heute 80jährigen Klägers sagte nun der Süddeutschen Zeitung, daß sein Mandant vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte nach Straßburg ziehen wolle. (JF)
www.stadtkirchengemeinde-wittenberg.de
„Wahr-Zeichen“ zum Tag des offenen Denkmals
BONN. Die bundesweite Eröffnungsveranstaltung zum Tag des offenen Denkmals am 8. September findet im rheinland-pfälzischen Speyer statt. Auf dem Programm stehen Führungen und Besichtigungen, darunter im sonst nicht zugänglichen Altpörtel, der Alten Baumwollspinnerei und dem Alten Eichamt, über die Schaubaustellen der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) im Dom und der Dreifaltigkeitskirche. Außerdem gibt es Podiumsgespräche und ein Benefizkonzert in der Evangelischen Gedächtniskirche zugunsten der Restaurierung der dortigen Orgel. Der diesjährige Tag des offenen Denkmals steht unter dem Motto „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“. Diese Kulturzeugnisse vergangener Zeiten stehen für ein bedeutendes historisches Ereignis, prägen das Stadtbild oder sind weithin sichtbar. „Diese Bauwerke schaffen Identifikation mit ihrer Umgebung“, heißt es auf der Veranstaltungsnetzseite. Deutschlandweit können rund 6.000 Denkmale entdeckt werden. (JF)
www.tag-des-offenen-denkmals.de
Ernst-Lubitsch-Preis für Marc Hosemann
BERLIN. Der Schauspieler Marc Hosemann (54) ist mit dem Ernst-Lubitsch-Preis des Clubs der Filmjournalisten ausgezeichnet worden. Er erhielt ihn vergangenen Sonntag im Berliner Zoo-Palast für seine Rolle als personifizierter Tod in dem Spielfilm „Sophia, der Tod und ich“ (2023) von Charly Hübner. Die Jury würdigte besonders Hosemanns Wandlungsfähigkeit. Seine Darstellung sei von Komik und Melancholie gleichermaßen getragen. Die Idee, den nach Ernst Lubitsch benannten Preis für die beste komödiantische Leistung in einem deutschsprachigen Film zu stiften, stammt von dem Regisseur Billy Wilder. Der Club der Filmjournalisten vergibt die Auszeichnung seit 1958. (JF)
http://lubitsch-preis.de/der-preis
Wahre Verbrechen im Podcast „Tatort Kunst“
KÖLN. Einbrüche in Museen, verschollene Manuskripte, ungeklärte Besitzverhältnisse und bei Kriegsende gestohlene Gemälde, die plötzlich in den USA wieder auftauchen. Ab 5. September erzählt der Deutschlandfunk-Podcast „Tatort Kunst“ neue Fälle aus der Kunstwelt. Die Gastgeber Rahel Klein und Stefan Koldehoff nehmen das Publikum auf der Suche nach bisher unbekannten Informationen mit hinter die Kulissen der internationalen Kunstszene: in die Depots von Museen, in sonst verschlossene Archive, in die Hinterzimmer von Auktionshäusern und Galerien. Die ersten Episoden handeln von einer Einbruch-Serie in deutschen und europäischen Museen mit ostasiatischen Sammlungen. (JF)
www.deutschlandfunk.de/tatort-kunst-102.html