Am vergangenen Wochenende spielten die Bundesliga-Teams wegen des furchtbaren Anschlags von Solingen mit Trauerflor. Was am Sonnabend noch keiner wußte: Sie hatten ungewollt eine doppelte Bedeutung. Christoph Daum hat die Stadien für immer verlassen. Mit seinem Tod verliert der deutsche Fußball einen Trainer, an dem man sich reiben konnte. Zu glattgebügelt treten die Fußballehrer heute bei Interviews auf. Das war nicht Daums Sache. Er sendete in einer Presselandschaft, die noch kein Social Media kannte, Kriegserklärungen an die Konkurrenz. Er stichelte, er provozierte – an ihm schieden sich die Geister. Entweder man verehrte oder man haßte ihn. Mich faszinierte er. Da kam einer und erklärte, mit Köln Deutscher Meister werden und die Bayern vom Thron stoßen zu wollen. Sein Auftritt gegen Uli Hoeneß und Jupp Heynckes im ZDF-Sportstudio ist bis heute legendär. Das war 1989. Da war Daum 35 Jahre alt – ein für damalige Verhältnisse außergewöhnlich junger Trainer.
Seinen Mut bewunderte ich. Am Ende reichte es nicht, er hatte sich verzockt. Aber er hatte es versucht. Genauso kämpfte er gegen den Lungenkrebs: öffentlich und mutig. „Die Krankheit hat sich den falschen Körper ausgesucht“, sagte er. Immer wieder trat er auf und wollte anderen Patienten Mut machen. Seinen Kampfgeist verlor er nie. Wie damals: Auch mit Leverkusen wurde er Vizemeister, mußte sich den hart erarbeiteten Hohn der Bayern anhören. Wie es in den Wald hineinschallt … Und sein Amt als Bundestrainer verlor er, bevor er es antrat: Kokain. Dann tauchte er unter, kam zurück und schaffte ein Comeback. Einen wie ihn wird es nicht mehr geben. Ruhe in Frieden, du Lautsprecher.