Große Aufregung: Weißrußland soll massig Truppen im Großraum Gomel nahe der ukrainischen Grenze zusammengezogen haben, behauptete das Außenministerium in Kiew. Droht eine verheerende dritte Front im Norden und eine Ausweitung des Krieges? Dann werden die angekündigten Manöver sang- und klanglos wieder abgesagt. Anscheinend waren es nur 1.100 Mann, sicher keine Invasionsmacht, zumal die schlecht ausgerüsteten Weißrussen gegen die kampferprobten Ukrainer nur Kanonenfutter wären.
Der vormalige Kolchoschef und Politruk der KGB- Grenztruppen Alexander Lukaschenko ist seit 1994 Europas dienstältester Diktator. Im Jahr 1997 hatte er einen Unionsvertrag mit Rußland abgeschlossen und merkte mit Putin sehr bald, daß er statt der beabsichtigten Gleichberechtigung mit seinen zehn Millionen Weißrussen nur einer von 90 jederzeit absetzbaren Provinzgouverneuren sein würde. So säuberte er aus seinem Machtapparat die Parteigänger Moskaus viel brutaler als die westlich orientierten Dissidenten, die auf freie Wahlen pochten. Ein russischer Sieg über die Ukraine käme ihm deshalb denkbar ungelegen, zumal er das nächste logische Anschlußobjekt wäre.
So treibt Lukaschenko seit 30 Jahren weiter eine geschickte Politik, die den Kreml-Herrscher durch die Lieferung von Rüstungsgütern und die Umgehung von Westsanktionen gegen die Lieferung billiger Gas- und Ölimporte für seine marode, nie sanierte Sowjetwirtschaft bei Laune hält.