© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 37/24 / 06. September 2024

Drohen 2025 wegen zusätzlichen Netzentgelten höhere Erdgaspreise?
Bilanztrick für Wärmepumpe
Marc Schmidt

Die EU will bis 2050, Deutschland bis 2045, Bayern bis 2040 und Bremen bis 2038 „klimaneutral“ sein, was de facto auf ein Verbot von Erdgasheizungen hinausläuft. Wie bei seinem Wärmepumpenfiasko vermutet Robert Habeck, daß die Hausbesitzer früh reagieren und vor dem Enddatum aus der Gasnutzung aussteigen. Jeder dieser Wechsler sorgt dafür, daß die Fixkosten der Gasnetze auf immer weniger Verbraucher über Gasnetzentgelte verteilt werden müssen. Im Jahr 2045 müßten die wenigen verbliebenen Gasheizungsbesitzer und Industrieunternehmen sehr hohe Netzentgelte für die bis dahin nicht abgerissenen Teile des Gasnetzes zahlen.

Um dies zu mildern, läßt der grüne Wirtschaftsminister die Bundesnetzagentur und teure Beratungsunternehmen Ansätze entwickeln, die zum Ende der Laufzeit der Gasnetze steigenden Netzentgelte schon 2025 zu erhöhen. Um eine frühzeitige Gaspreissteigerung von sieben bis zehn Prozent zu ermöglichen, hilft ein Taschenspielertrick in der Bilanzierung. Die Bundesnetzagentur soll den Gasnetzbetreibern ermöglichen, die Gasnetze deutlich früher auf ein Euro Erinnerungswert in der Bilanz abzuschreiben. Theoretisch sinkt der Wert des Gasnetzes also nächstes Jahr über die gewöhnliche Abschreibung hinaus. Dieser rein bilanzielle Verlust muß ausgeglichen werden. Entsprechend erhalten die Gasnetzbetreiber die Genehmigung, die Netzentgelte im Schnitt um einen Cent pro Kilowattstunde (kWh) zu erhöhen. Das würde Erdgas für Privathaushalte um etwa zehn Prozent teurer machen – zusätzlich zur Verdopplung des Gaspreises seit 2020.

Die Begründung dafür lautet: Durch die Verteilung auf mehr noch nicht mit Wärmepumpen beglückte Gasnutzer werden starke Kostenanstiege für künftig wenigere Gasnetznutzer vermieden. Das belastet die Bürger mit mehreren hundert Euro zusätzlich im Jahr – und es ist ein weiterer Schlag gegen die deutsche Industrie, denn diese verbraucht für Prozesse nicht nur viel Erdgas, welches kaum substituierbar ist. Insbesondere für industrielle Großkunden steigt auch der Preis für Strom aus den noch zu bauenden Gaskraftwerken, die die Ampel oder eine künftige Unionsregierung braucht, um nach der Abschaltung der AKW und Kohlekraftwerke die schwankende Produktion seiner Windräder und Solarparks auszugleichen.