© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 37/24 / 06. September 2024

Zeitschriftenkritik: Agenda
Anarchokapitalismus & Konservatismus
Werner Olles

Der zweimonatliche Informationsbrief der Bibliothek des Konservatismus, Agenda, wartet in der 50. Ausgabe mit einem Porträt des bedeutendsten lebenden Vertreters des sogenannten Anarchokapitalismus, Hans-Hermann Hoppe, auf, der am 2. September 2024 seinen 75. Geburtstag feiert. Hoppes linke Frühphase zu Beginn seines Studiums der Geschichte, Soziologe und Volkswirtschaftslehre in Saarbrücken und Frankfurt am Main führte ihn zu seinem Doktorvater Jürgen Habermas, dem Doyen der deutschen Linken, den er später als „high priest of historical and political correctness“ bezeichnete. Über seine umfassende Kritik des naturwissenschaftlichen Empirismus als Erkenntnismethode in den Geisteswissenschaften stieß Hoppe auf die ökonomischen Arbeiten der Österreichischen Schule, deren wirkmächtigste Vertreter Ludwig von Mises und der Nobelpreisträger Friedrich August von Hayek waren. Während es Mises darum ging, die ökonomische Ineffizienz des Staates wissenschaftlich zu beweisen, begründete dessen amerikanischer Schüler Murray Rothbart, der schon bald zum Mentor von Hoppe avancierte, eine normative Freiheitsphilosophie, die unter dem Begriff Anarchokapitalismus bekannt werden sollte. Als höchster ethischer Wert gilt die maximale individuelle Freiheit, die nur durch die Freiheit der Mitmenschen beschränkt wird. In letzter Konsequenz wird die restlose Abschaffung des Staates, inklusive des staatlichen Gewaltmonopols, zugunsten des freien Marktes gefordert. Hoppes bekannteste Werke „Demokratie. Der Gott, der keiner ist“ (2001) und „Der Wettbewerb der Gauner. Über das Unwesen der Demokratie und den Ausweg in die Privatgesellschaft“ (2012) sind durchaus auch für Konservative und Rechte von Interesse, wenngleich Etatisten oder Großraum-Befürwortern Hoppes Traum von einem „Europa, das aus tausend Liechtensteins“ besteht, nicht ganz geheuer sein dürfte.

Ein weiterer Beitrag erinnert an die bis in das Jahr 2001 zurückreichende Tradition, als die erste Ausgabe der damaligen Agenda unter der Ägide von Caspar von Schrenck-Notzing als Nachfolgeorgan der Zeitschrift Criticón und Begleitheft zur Verleihung des Baltasar-Gracián-Preises der Förderstiftung Konservative Bildung und Forschung erschien. Criticón war bereits seit 1970 der Name einer Zeitschrift, die unterschiedliche konservative Denkrichtungen zusammenführte. Mit dem Titel wurde auf die abendländischen Traditionen der Klugheitslehre und der Moralistik – dem Gegenstück des zeitgenössischen Moralismus – angespielt. 

Die Rubriken „Aus unserem Magazin“ und „Neuerscheinungen“ stellen Literatur für konservative Leser vor und „Ausblick“ informiert über kommende Veranstaltungen.


Kontakt: Förderstiftung Konservative Bildung und Forschung (FKBF), Fasanenstraße 4,10623 Berlin. www.bdk-berlin.org