Medienaufsicht geht gegen „Multipolar-Magazin“ vor
DÜSSELDORF. Die Landesanstalt für Medien in Nordrhein-Westfalen hat dem Multipolar-Magazin, das die RKI-Protokolle veröffentlicht hatte, „Verstöße gegen die journalistische Sorgfaltspflicht“ vorgeworfen. Die Behörde drohe dem Medium nun mit einem „förmlichen Verwaltungsverfahren“, berichtete der Herausgeber des Magazins, Paul Schreyer. In dem entsprechenden Schreiben, das vergangenen Freitag verschickt wurde, bezieht sich die Medienaufsicht auf vier Beiträge des Multipolar-Magazins. So wirft sie Schreyer seine Einschätzung vor, die im März 2020 vom RKI verkündete Verschärfung der Risikobewertung von „mäßig“ auf „hoch“ sei auf politische Anweisungen hin erfolgt. Die RKI-Einschätzung war damals die Grundlage für erste Lockdownmaßnahmen. Der Artikel des Multipolar-Magazins erschien zu einem Zeitpunkt, an dem der entsprechende Name in den RKI-Protokollen geschwärzt war – und keine ungeschwärzte Version verfügbar war. Schreyer veröffentlichte also eine Mutmaßung. Erst seitdem die Protokolle – gegen den Willen des RKI – im Juli ungeschwärzt veröffentlicht wurden, ist bekannt, daß der damalige stellvertretende und heutige Leiter des RKI, Lars Schaade, die Bewertung vornahm. Ebenso wird ein im März 2022 veröffentlichtes Interview mit dem Arzt und Psychologen Christian Schubert kritisiert, der gegenüber dem Magazin äußert, die Corona-Krise habe die allgemeine Lebenserwartung gesenkt. Nach Einschätzung der Medienaufsicht sei dabei die Herkunft der Zahlen „unklar“ und die Zahlen selbst „unbelegt“. Die Äußerung hätte daher „vom Interviewführer näher hinterfragt“ werden müssen. In einem Text vom März 2023 interpretiert Multipolar-Autor Florian Schilling zudem ein Dokument der britischen Statistikbehörde derart, daß die Corona-Impfung „nutzlos und sogar schädlich“ gewesen sei. Die massenhafte Impfkampagne der britischen Regierung habe „zu einer höheren Gesamtsterblichkeit der Geimpften“ geführt. Die Behörde widerspricht dieser Einschätzung und wirft Schilling vor, er habe die Daten „fehlinterpretiert“ und „falsch dargestellt“. Multipolar ist aufgefordert worden, bis zum 23. September mitzuteilen, ob es die entsprechenden Beiträge anpassen oder mit „verpflichtenden Informationen“ ergänzen möchte. Sonst drohe ein Verfahren. (lb)
Facebook gibt Corona-Zensur zu
MENLO PARK. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hat der Regierung des US-Präsidenten Joe Biden vorgeworfen, während der Corona-Pandemie Zensurdruck auf seine Firma ausgeübt zu haben. Demnach hätten mehrere hochrangige Beamte seine Mitarbeiter im Jahr 2021 „wiederholt“ gedrängt, kritische Inhalte zu löschen, darunter selbst Satire. „Ich bereue, daß wir nicht offener darüber gesprochen haben“, schrieb der Milliardär in einem offenen Brief an den Justizausschuß des US-Repräsentantenhauses. „Sollte es in der Zukunft erneut passieren, sind wir bereit, dagegenzuhalten.“ (kuk)
Aufgelesen
„Wenn mich etwas verwirrt, dann will ich es im Radio spielen.“ DJ und Moderator John Peel im „Guardian“