© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 37/24 / 06. September 2024

Ein antikolonialistischer „Befreiungskrieg“, der in die Sackgasse führt
Palästina ist nicht Algerien

Linke Intellektuelle, die sich für den Hamas-Terror vom 7. Oktober 2023 begeistern, bemühen gern einen historischen Vergleich, um die Palästinenser zu zur einer Gangart gegenüber Israel aufzustacheln. Vorbild sollte die Nationale Befreiungsfront FLN sein, die 1962 die Unabhängigkeit Algeriens von der Kolonialmacht Frankreich erkämpfte und zugleich ein anderes „zionistisches Siedlungsprojekt“ beendete. Schon während des Krieges ermordete der muslimische Mob Rabbiner und schändete Synagogen. Die jüdische Minderheit, zu der 1955 noch 130.000 Personen zählten, stimmte daher mit den Füßen ab: Bereits 1962 gab es nur noch 25.000 und 1971 1.000 Juden, von denen heute 200 übrig sind. Wie der Historiker Danilo Scholz (Essen) ausführt, ist der gegen Franzosen und Juden gerichtete FLN-Terror Vorbild für Jassir Arafat und seine PLO im teils terroristischen Widerstand gegen Israels „Besatzungsregime“ (Merkur, 8/2024). Den ideologischen Überbau dafür lieferte 1979 der US-Literaturwissenschaftler Edward Said, indem er Israel als „kolonialen Siedlerstaat“ in der Nachfolge des „weißen Imperialismus“ brandmarkte. Dieses Narrativ ist bis heute intakt, obwohl sich Said schon 1989 wieder davon distanzierte: Palästina sei kein Algerien und daher führe der „Volkskrieg“ der PLO in eine Sackgasse. (ob)  www.merkur-zeitschrift.de