Vertreter von dreißig Staaten einigten sich 1999 auf den gemeinsamen Rahmen für eine europäische Hochschulbildung. Diese „Bologna-Reform“ verfehlte für den Philosophen Holger Burckhart (Uni Siegen), der bis 2018 als Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz das Ressort Lehre und Studium betreute, wichtige Ziele (Forschung & Lehre, 6/2024). Denn was „eigentlich beabsichtigt“ war, die „gesellschaftlich kritische Kompetenz, Fachlichkeit und Persönlichkeit, geriet schnell ins Hintertreffen. Weil Bologna reduziert wurde auf den „Output“: Verkürzung des Studiums, Verringerung der Studienabbruchquote und, auf „Fachkräfte“ hoffend, Internationalisierung der Studenten- und Dozentenschaft. Getrieben vom Fetisch der Optimierung schufen die Initiatoren ein unterfinanziertes System, das auf Masse statt Klasse setzte, Aufnahmekapazitäten überforderte und darum Bildungsansprüche absenken mußte. Mit gestiegenem Ausländeranteil (2022/23: 458.000 oder 15, 7 Prozent der Studierenden) entstanden zudem „völlig unterschiedliche Lernniveaus“. Die Abbruchquote hingegen blieb im Vergleich mit 1998 unverändert hoch, und auch zu mehr Mobilität animierte Bologna deutsche Studenten nicht: Nur ein Fünftel statt der angestrebten 50 Prozent eines Jahrgangs verbringt Semester im Ausland. (dg) www.forschung-und-lehre.de