Harald Seuberts Geleitwort zu dem von dem Politikwissenschaftler und Theologen Felix Dirsch herausgegebenen Band „Der Great Reset – Eine verschwörungstheoretische Chiffre?“ macht deutlich, daß dieser keineswegs eine trübe Fiktion von Verschwörungstheoretikern ist. Dirschs Einleitung zeigt gleichfalls auf, wie die „Herren von Davos“ gewissermaßen „auf leisen Sohlen“ daherkamen, um sich in einem günstigen Augenblick, der mit der apokalyptischen Klimapropaganda und der Corona-Plandemie einherging, als „Politbüro des Weltkapitalismus“ aufzuspielen, und im Namen von BigTech, BigPharma, BigData und Big Money den Abbau von Demokratie, Bürgerrechten und den Verlust von Freiheit konsequent durchzusetzen.
Der katholische Theologe und Philosoph Wolfgang Schrems beschreibt in seinem Beitrag die christliche Pflicht der Verteidigung von Ordnung und Freiheit in Form des Aufhalters, des Katechon. Schrems geißelt die von Papst Franziskus unterstützte Impfkampagne und dessen Sympathien für einen antichristlichen Weltstaat, der im Katechismus der Katholischen Kirche als „Mysterium der Bosheit“ entlarvt wird. Das Verschwinden des eschatologischen Bewußtseins sei in den Binnenraum der Kirche eingedrungen. Der gläubige Christ habe jedoch dieser Geisteshaltung ein klares Nein entgegenzustellen.
Die Germanistin Caroline Sommerfeld erklärt in ihrem Essay „System, Steuerung und Plan“ den Riß, der sich durch die geistige Landschaft zieht. Dennoch komme man nicht an der Frage vorbei, ob nicht der Widerstand bereits längst in das System eingeplant ist und dieses gar stabilisiere. Bereits Ende der 1960er Jahre fand diese Diskussion unter dem von Herbert Marcus geprägten Schlagwort der „Repressiven Toleranz“ statt. Danach steht der Widerstand keineswegs außerhalb des Systems, sondern ist nach Adorno „immer schon darin aufgehoben“, die Inkorporation nehme ihm so die revolutionäre Wirksamkeit. Sommerfelds Fazit: „Die Revolutionäre sind die globalistischen Eliten, nicht wir.“
Während Daniel Zöllner die geistesgeschichtlichen Wurzeln des Great Reset untersucht, Volker Kempf den „Great Reset als ökologische Herausforderung“ betrachtet, berichtet Peter Backfischs faktenreicher Essay „Soziale Nichtregierungsorganisationen – Zerstörer basaler Organisationsstrukturen“ aus dem Innenleben einer großen NGO der Sozialwirtschaft. Seine drastische Schilderung des NGO-Unwesens ist geeignet, infantilen Schwarmgeistern ihre humanitaristischen Illusionen auszutreiben. Sein Fazit: Die Rückbesinnung auf bewährte Traditionen unseres Landes sei dringend erforderlich. Es sollte vielmehr möglich sein, neue Vereine mit nationaler Identität und sozialer Ausrichtung zu gründen.
Felix Dirsch: Der Great Reset. Eine verschwörungstheoretische Chiffre? Gerhard Hess Verlag, Uhingen 2024, broschiert, 338 Seiten, 23,50 Euro