Leben und Sterben. Der ehemalige, bis 2016 für die Beilage „Geisteswissenschaften“ zuständige FAZ-Redakteur Lorenz Jäger wendet sich im dafür angemessenen Alter, als Mittsiebiziger, großen Menschheitsfragen zu: Leben und Tod. Entstanden ist ein locker komponiertes Coffee-Table-Büchlein, das über die Endlichkeit und deren Bedeutung fürs menschliche Leben so belehrend wie unterhaltsam philosophiert. Die mit lockerer Hand vom hochgebildeten Autor ausgestreuten Lesefrüchte nehmen vom Gilgamesch-Epos, Alten und Neuen Testament ihren Ausgang, gehen ein auf die Stoiker und deren fragwürdige Gelassenheit, mit der sie den Tod ins Auge fassen, widmen sich der im Haiku verdichteten japanischen Feier der Vergänglichkeit und enden mit den Allmachts- und Unsterblichkeitsphantasien der Transhumanisten des Silicon Valley, die sich ewiges Leben sichern wollen, indem sie ihren Gehirninhalt auf einem Mikrochip speichern. Jäger, als Kenner der politischen Ideengeschichte, versagt sich an dieser Stelle natürlich nicht den maliziösen Hinweis auf die bolschewistischen Vorläufer dieser kapitalistischen Utopisten: Kurz nach Lenins Revolution, als ein absoluter Optimismus des Machbaren herrschte, sei sich Maxim Gorki gewiß gewesen, „daß der Mensch früher oder später wirklich die Unsterblichkeit erringen wird“. (dg)
Lorenz Jäger: Die Kunst des Lebens, die Kunst des Sterbens. Rowohlt Verlag, Berlin 2024, gebunden, 268 Seiten, 25 Euro
Benedikt XVI. Kurt Kardinal Koch ruft noch einmal die Theologie Papst Benedikt XVI. ins Gedächtnis, die für die Erneuerung des Glaubens und der römisch-katholischen Kirche eine wichtige Rolle spielen. Die letzten zehn Jahre seines Lebens verbrachte er in der Abgeschiedenheit des kleinen Klosters „Mater Ecclesiae“ im Garten des Vatikans, bevor er am 31. Dezember 2022 in das Haus des Vaters zurückkehrte. Sein Pontifikat, sein Lebenszeugnis, sein theologisches Erbe werden vermutlich noch Generationen von Theologen und Gläubigen beschäftigen. Doch haben inzwischen bereits Kongresse, Vorträge, Radio und TV-Dokumentationen und nicht zuletzt seine eigenen Bücher einer größeren Öffentlichkeit Auskunft gegeben über das große Erbe dieses Ausnahmetheologen und Papstes, dessen „gläubige Theologie“ sich so wohltuend unterscheidet von dem modernistisch glitzernden Flitter vieler „kirchlicher Würdenträger“ gerade hier bei uns in Deutschland. Der Glaube als Licht des Geistes und der göttlichen Offenbarung: genau dies war der eigentliche Bezugspunkt im Leben dieses „einfachen Arbeiters im Weinberg des Herrn“. (W.O.)
Kurt Kardinal Koch (Hrsg): Gläubige Theologie. Zum Erbe von Papst Benedikt XVI. Fe-Medienverlag, Kißlegg 2024, broschiert, 180 Seiten, 12,80 Euro