Mein Freund hat mich zum Musizieren eingeladen. Er ist für ein paar Tage Strohwitwer. Noch von zu Hause sehe ich eine riesige, massive Gewitterwolke, die aber laut Vorhersage weit nördlich passieren sollte. Nach meiner kurzen Autofahrt sitzen wir in dem kleinen Vorbau seines romantischen, 170 Jahre alten Bauernhauses. Die Leute sind fast Selbstversorger, haben einen großen Garten und Tiere. Das gemütliche, kleinere Gebäude gegenüber, was auch dazugehört, ist sogar nochmal 100 Jahre älter.
Ich habe meine Gitarre und einige Liedertexte mit Akkorden dabei. Bald schon erklingen unsere Gitarren, dazu wird gesungen – was für ein schöner Abend. Zwischendurch wird das Hühnerhaus geschlossen und nach den Schafen gesehen. Es beginnt zu dämmern. Durch die Scheibe erkenne ich ein graues Tier, das außen an der Hauswand hochhuscht. Ich muß es sagen, es könnte wichtig sein. „Da ist gerade eine Ratte am Haus hochgelaufen!“ Jetzt ernte ich schallendes Gelächter. „Guck mal genau hin, der kommt gleich wieder. Das sind Gartenschläfer, das ist eine ganze Familie.“ Tatsächlich, jetzt sitzt er auf dem Brett an der Wand und frißt sein Futter. Ich erkenne das hübsche Tier nun.
Es ist so heißt, daß wir bald mit ein paar Erfrischungsgetränken in
die Laube ziehen.
Es ist so heiß und drückend heute, deshalb ziehen wir bald mit ein paar Erfrischungen um, in die Laube. In einer Metallschale am Rand des Unterstandes wird ein kleines Feuer entfacht. Fortwährend hört man irgendwo hinter uns rollenden Donner, der aber nicht näher zu kommen scheint. Bald jedoch erkennt man an der Hauswand hinten die Reflexionen von heftigen Entladungen. Dann beginnt der Regen, erst zögerlich, dann stetiger, und bald gießt es. In Sturzbächen kommt das Wasser herunter. In der Laube ist es trocken, aber man muß schon fast schreien, so laut ist es inzwischen, denn es hagelt auch. Mehrfach kracht ohrenbetäubend der Donner. Und der Regen hört nicht auf, sicher über eine Stunde gießt es schon, und das Ende ist immer noch nicht absehbar.
Irgendwann muß ich doch heim und renne zu meinem Auto, die Gitarre muß dableiben. Es sind nur ein paar Meter, und doch werde ich fast bis auf die Haut naß. Das Hoftor steht auf und ich fahre los, meine Scheinwerfer beleuchten den peitschenden Regen, die Blitze aber entfernen sich.
Eher schätzt man das Gute nicht, als bis man es verlor.
Johann Gottfried von Herder (1744–1803)