© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 38/24 / 13. September 2024

Sie blicken verschämt weg
Messerkriminalität: Kein Tag vergeht, ohne daß irgendwo in Deutschland auf Passanten eingestochen wird. Die JF reist durch eine verunsicherte Republik, die Einwanderung bestellt und Gewalt bekommen hat
Hinrich Rohbohm

Bertha-von-Suttner-Schule, Geesthacht, Ende Mai: Nach einem Streit rammt ein 13jähriger seinem zwölf Jahre alten Mitschüler ein Messer in den Rücken. Der Junge kommt ins Krankenhaus, aber überlebt. Wie konnte es dazu kommen? Mußten die Mitschüler die Attacke mit ansehen? Wer ist der Täter? Um die Kinder zu schützen, wollen Polizei und Behörden keine näheren Angaben machen. „Wir sollen darüber nicht reden“, sagen Schüler lediglich, als sich die JUNGE FREIHEIT vor Ort umhört.

In der Öffentlichkeit löst der Fall zunächst große Bestürzung aus, fällt dann aber der nächsten Schocknachricht zum Opfer, als ein Islamist in Mannheim nur einen Tag später auf den Islamkritiker Michael Stürzenberger einsticht. Bei seiner Attacke erwischt der Täter auch einen Polizisten am Kopf – der 29jährige Rouven L. erliegt wenige Tage später seinen Verletzungen. Eine Orgie der Gewalt, begangen von Messerstechern, deren Blutspur sich einmal quer durch Deutschland zieht.

Hamburg, Bonn, Berlin, Solingen, Plauen, Hildesheim und kein Ende

Ein kleiner Ausschnitt der jüngsten Vorfälle: Samstag, 7. September 2024, Hamburg: Eine Schwangere wird von ihrem Lebensgefährten mit einem Messer bedroht. Mittwoch, 4. September 2024, Bonn: Ein Mann verletzt zwei Menschen auf der Straße mit einem Messer. Hildesheim, gleicher Tag: Ein 35 Jahre alter Iraker ersticht im Stadtteil Sarstedt den Betreiber einer Asylunterkunft. Montag, 2. September 2024, Jüchen, in Nord

rhein-Westfalen: Ein 20 Jahre alter Mann wird an einer Bundesstraße nach einer Verkehrsstreitigkeit mit einem anderen Autofahrer mit einem Messer umgebracht.

Donnerstag, 29. August 2024, Berlin: Ein 50 Jahre alter Libanese ersticht seine 36 Jahre alte Frau, da er sich durch die Trennung von seiner Partnerin um die Ehre gebracht sah. Dienstag, 27. August 2024, Waltershausen in Thüringen: Ein polizeibekannter Somalier greift einen 46 Jahre alten Deutschen vor einem Supermarkt mit einem Messer an und sticht geziehlt auf dessen Hals ein. Gleicher Tag im sächsischen Plauen: Ein 23jähriger Somalier greift einen 77 Jahre alten Kioskmitarbeiter mit einem Messer an, verletzt ihn am Oberkörper.

Freitag, 23. August 2024, Solingen: Der 26 Jahre alte Syrer Issa Al H. tötet mit seiner Klinge drei Menschen bei einem Stadtfest und verletzt acht weitere. Der Islamische Staat bekennt sich zu der Tat. Siegburg bei Bonn, gleicher Tag: Ein 50 Jahre alter Mann zückt auf einem Rummel im Streit eine Machete und schlägt mit dem Knauf der Waffe auf sein Opfer – einen 40jährigen Bekannten – ein.

Zehn Fälle von Messerattacken an unterschiedlichen Orten Deutschlands allein in den vergangenen drei Wochen. Ausgeübt zumeist von Tätern, die als illegale Migranten aus islamischen Staaten ins Land gekommen sind – in aller Regel aus dem nordafrikanischen oder arabischen Raum.

Ebenso wie die illegale Migration steigt auch die Zahl der Messerattacken an. Laut polizeilicher Kriminalstatistik des Jahres 2023 auf 639 Fälle. Das sind elf Prozent mehr gegenüber dem Vorjahr. 2024 waren es bis Mitte August bereits 373 Fälle.

Im August schlug die Berliner Charité Alarm: In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres habe man in der Hauptstadt bereits so viele Opfer von Messerangriffen behandelt wie im gesamten Jahr 2023, erklärte der Geschäftsführende Direktor des Centrums für Muskuloskeletale Chirurgie, Ulrich Stöckle, dem RBB. „Auch wenn wir unsere Arbeit jeden Tag höchst professionell bewältigen, können wir nach der Behandlung von derartigen Verletzungen nicht einfach zur Tagesordnung übergehen“, mahnte er. Besonders ein Fall sei ihm dabei in Erinnerung geblieben: Während eines Streits um einen Parkplatz im Berliner Wedding habe ein Mann einen anderen Mann erstochen. Beide, Täter und Opfer, waren Migranten. Als Rettungskräfte den Verletzten abholten, wurden sie von dessen Angehörigen attackiert.

Die junge freiheit hat sich an Messer-Hotspots umgehört, wollte wissen, warum gerade hier ein besonderer Gefahrenschwerpunkt liegt. Einer dieser Hotspots ist die Stadt Essen. Mitte August wird hier ein 29 Jahre alter Mann am Viehofer Platz lebensgefährlich verletzt. Anfang Juni wird im Südostviertel der Stadt ein 36jähriger Mann ebenfalls niedergestochen. Auch er schwebte zeitweise in Lebensgefahr. Die beiden Tatverdächtigen wurden von Zeugen jeweils als „südländisch“ aussehend beschrieben.

Mitte Mai dann eine Messerattacke auf der Bezirkssportanlage Altenessen im Norden der Großstadt an der Ruhr. Dort findet das Kreisliga-Fußballspiel zwischen AL-Arz Libanon und RuWa Dellwig statt. In der zweiten Halbzeit des Spiels kommt es zu einer brutalen Clan-Schlägerei, mindestens 60 Personen gehen aufeinander los. Ein Schuß fällt. Jemand zieht ein Messer, fügt einem seiner Kontrahenten eine Schnittverletzung zu. Knapp zwei Wochen zuvor artet im historischen Stadtteil Werden ein Grillplatz-Streit unter Syrern derart aus, daß sich ein 32jähriger mit einer Klinge auf zwei seiner Landsleute stürzt. Ende April schließlich wird im östlichen Stadtteil Kray ein 63jähriger ebenfalls nach einem Streit von einem 20jährigen mit dem Messer an Kopf und Hals attackiert.

In einem Einkaufszentrum unweit des Hauptbahnhofs stehen zwei Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes in gelben Schutzwesten. Angesprochen auf die Messerattacken in der Stadt rollen sie nur noch genervt mit den Augen. „Mit so etwas haben wir doch nahezu täglich zu tun“, sagt einer von ihnen der JUNGEN FREIHEIT. Sprechen darf der 48jährige über derartige Vorfälle nicht. Unter der Zusicherung von Anonymität gewährt er dann aber dennoch einen kleinen Einblick in seinen Alltag. „Was keiner offen aussprechen mag, ist die Tatsache, daß es in Essen bestimmte Gruppen von Ausländern gibt, die stets Ärger machen“, beginnt er zu erzählen. Er spricht von den arabischen Clans, die sich „im Laufe der Jahre in der Stadt breitgemacht“ haben.

Sein Kollege nickt und beginnt, sich nun auch seinen Frust von der Seele zu reden. „Was Sie vielleicht in der Presse mal hier und da über Messerstechereien, lesen ist nur die Spitze des Eisbergs. Vieles von dem, was hier so alles abgeht, erfährt die Öffentlichkeit ja gar nicht. Wenn es nicht gerade Tote gibt oder Opfer mit erheblichen Verletzungen, bleiben die meisten Straftaten, die hier so abgehen ,meist unerwähnt.“

Sein Partner ergänzt: „Was meinen Sie, was wir und auch die Polizei hier alles manchmal über uns ergehen lassen müssen?“ Er spricht von Bedrohungen, Beleidigungen. Davon, daß sie bespuckt und gebissen werden und oft Verstärkung anfordern müssen, „weil gerade wieder einer von denen sein Messer zückt.“ Meistens lasse sich die Lage deeskalieren, aber eben nicht immer. „Was Messerangriffe angeht, waren lange Zeit vor allem die Libanesen ein Problem in der Stadt. Aber jetzt haben wir auch immer mehr Ärger mit Syrern, Afghanen und Leuten aus Nordafrika.“ Ihr Job sei in den letzten Jahren „deutlich gefährlicher“ geworden, bestätigen beide. „Ich mache das hier jetzt schon seit mehr als 15 Jahren, und ich kann sagen, daß sich ab 2015 spürbar etwas nachteilig verändert hat, das haben wir der Politik von Frau Merkel zu verdanken, und die Ampel macht’s jetzt noch schlimmer.“

„Die Afrikaner ticken nur aus, wenn sie auf Drogen sind“

Wenige hundert Meter weiter stehen sechs Polizisten vor dem Eingangsbereich des Hauptbahnhofes. Sie tragen Pistolen und Schutzwesten. Immer wieder kontrollieren sie junge, südländisch aussehende Männer. „Routine-Arbeit“, erklärt einer von ihnen knapp. „Aber natürlich herrscht nach Solingen auch bei uns eine gewisse Anspannung.“ Mehr ist von den Beamten nicht zu erfahren. Nicht, weil sie nichts sagen wollen, sondern weil sie nichts sagen dürfen. Was folgt, ist der übliche Verweis an die Pressestelle der Polizei. „Aber es gibt da natürlich so einiges, was wir nur zu gern mal aussprechen würden“, deutet zumindest einer von ihnen vielsagend an.

Was er damit meint, wird mehrere hundert Kilometer entfernt in der hessischen Stadt Fulda deutlich. Auch hier trifft die junge freiheit auf Polizisten, die den Bahnhofsvorplatz kontrollieren. Und das nicht ohne Grund: Im Juni kommt es hier nach einem Streit unter Jugendlichen zu einer Messerstecherei. Ein 16jähriger wird dabei schwer verletzt. Der Täter – ebenfalls noch jugendlich – stellt sich später der Polizei, wird aber bald darauf wieder laufengelassen.

„Das ist für die Kollegen manchmal schon echt frustrierend“, schildert einer der Polizisten den Gemütszustand seiner Kollegen. Aber die Beamten hätten sich nun mal an die Vorgaben der Politik zu halten, auch wenn er „deren Entscheidungen oder besser gesagt Nicht-Entscheidungen für fatal“ halte.

„Jeder weiß doch, wer sich hier vor dem

McDonalds-Laden so trifft. Aber alle schweigen und blicken verschämt weg“, empört sich später eine junge Frau der jungen freiheit gegenüber. Der Bahnhofsvorplatz gilt unter Jugendlichen als beliebter Treffpunkt, besonders für jene muslimischer Herkunft. Abends würde sie an diesem Platz nicht mehr alleine unterwegs sein, gibt die Frau an. Noch vor zehn Jahren sei das kein Problem gewesen, meint die 26jährige. „Ich bin hier auch schon mal angepöbelt worden“, erinnert sich ihr Freund. Damals habe es Ärger mit jungen muslimischen Männern gegeben. Das sei zwar schon neun Jahre her. „Aber mittlerweile ist es noch schlimmer geworden“, berichtet er. Vor allem im nur wenige hundert Meter vom Bahnhof entfernten Schloßpark hätten sich die Zustände verschlimmert.

Besonders am Wochenende gebe es da „immer wieder Ärger“. Früher hätten da an lauen Sommerabenden auch deutsche Pärchen und Familien häufiger gesessen. Heute sei das Areal Treffpunkt junger Migranten. „Freitag- und Samstagabend meide ich den Park, das ist fast schon wie eine No-go-Area für mich“, meint seine Freundin. Vor drei Jahren ist es dort zu einer lebensgefährlichen Messerattacke gekommen. Ein 19jähriger wollte sich damals betrunken für eine Beleidigung rächen. Sein Opfer, ein 18jähriger Bekannter, saß mit Freunden auf einer Bank in der Grünanlage. Er näherte sich ihm von hinten an und stach mit einem Butterfly-Messer zu. Der Verwundete verlor zweieinhalb Liter Blut. Sein rechter Lungenflügel kollabierte. Er überlebte nur knapp.

Gang durch den Park: Es ist still. Wenig Menschen sind hier. Ein paar Kopftuch tragende Frauen haben Decken ausgebreitet und ruhen. Auch zwei deutsche Frauen um die 30 entspannen. Die Szenerie wirkt friedlich. „Das ändert sich aber zum Wochenende“, bestätigen sie der jungen freiheit. Dann sei der Park von Migranten „stark frequentiert“. Regelmäßig würde es dann knallen. Stichwort: Gewalt. Stichwort: sexuelle Belästigungen. „Besonders am Samstagabend sollten Frauen den Park meiden“, mahnen sie.

Warnungen vor den „Messermännern“ spricht auch Jogi aus, ein 47 Jahre alter Flaschensammler am Hamburger Hauptbahnhof, der sich der jungen freiheit unter diesem Namen vorstellt. „Ich sehe und erlebe viel“, beginnt er zu erzählen. Er spricht von Tritten, die ihm mutmaßlich muslimische Jugendliche mehrfach verpaßt hätten, während er sein „Revier“ auf Flaschen absuchte. „Die Afrikaner lassen mich in Ruhe, die ticken nur mal aus, wenn sie auf Drogen sind. Aber die arabischen Jugendlichen sind sehr gewalttätig, die hassen uns Deutsche“, ist er überzeugt. „Ich sehe, wie sie manchmal verächtlich auf den Boden spucken, wenn sie mich sehen.“ Einige von denen sehe er am Bahnhof regelmäßig. „Die tauchen meist so ab vier Uhr nachmittags auf, und dann dauert es meist auch nicht lang, bis es Ärger gibt.“

Auch Messerstechereien und Festnahmen habe er schon mitbekommen. „Aber ein paar Tage später stehen die schon wieder da, als wäre nichts gewesen“, sagt er aufgebracht. „Unsere Politiker haben dafür gesorgt, daß Leute wie ich keine Wohnung mehr bekommen. Wenn die das jetzt auch noch mit unserer Sicherheit versauen, werde ich hier bald nicht mal mehr meine Flaschen sammeln können.“ Jogi macht eine finstere Prognose für die Zukunft. Nicht auszuschließen, daß er recht behält. 


Messerrepublik Deutschland

Allein in der vergangenen Woche, vom 1. bis zum 9. September, ereigneten sich insgesamt etwa 140 Delikte mit Messern – darunter drei Tötungen, mehr als 40 Körperverletzungen mit Messern sowie mindestens 29 Raubüberfälle und 28 Bedrohungen.


„Messerinzidenz“

Die Internetseite „Messerinzidenz“ sammelt Fälle von Messergewalt in Deutschland. Nach eigenen Angaben durchsuchen die Betreiber der Seite alle Pressemitteilungen der Polizei, die Schlagworte wie „Messer“, „Stichverletzung“ oder „Machete“ enthalten. 

Besucher der Seite können selbst auswählen, welchen Zeitraum sie überprüfen wollen. Alle Fälle von Messergewalt, die sich in diesem Zeitraum ereignet haben, werden dann auf einer Karte visualisiert – ähnlich wie auf der Abbildung links.


 https://messerinzidenz.de


Foto: Passanten legen Blumen ab und trauern in der Nähe des Tatorts in Solingen, wo am 23. August drei Menschen getötet wurden: Immer häufiger ereignen sich in Deutschland blutige Messerstechereien