Zufällig fällt mein Blick auf eine alte Bild-Titelzeile mit dem zerfurchten Gesichr von Matthias Reim, dessen Schlagertexte zum Fremdschämen sind, darüber das Zitat: „Ich hab wieder Bock aufs Leben.“ Bei mir reimt sich Bock derzeit vor allem auf Bier – in einer Zeit zwischen Biergarten und Oktoberfest. Schon der große Unterhaltungskünstler Heinz Erhardt wußte: „Nur Wasser trinkt der Vierbeiner, der Mensch, der findet Bier feiner.“ Geistige wie körperliche Stärkung erfährt hier, wer das im Metal-Mekka von Wacken gepreßte Substrat freiheitlicher Braukunst zu sich nimmt – einmal die als „Flaschenpost“ per Paket anreisenden sagenhaften gutturalen Tränken je eigener Geschmackswelt wie „Walkürenschluck“, „Sleipnir“, „Mjölnir“, „Krafty Loki“, „Baldur“, „Hymir“, „Mimirs“, „Tyr“ oder etwa „Yggdrasil“. Zum anderen in Form des libertären Lichtblicks von Helge Pahl im Lichtschlag Buchverlag. Der Wacken-Brauer und Kolumnist des Magazins eigentümlich frei versammelt unter dem Buchtitel „Freibier“ – so der Untertitel – „41 libertäre Hymnen an das schönste Getränk der Welt“. Ein „Vorgeschmack“ auf die Lektüre ist bereits das von Klaus-Peter Krause beigesteuerte bierselige Geleitwort. Es verdeutlicht, daß wir es hier mit einem Grundnahrungsmittel zu tun haben, vereint es doch Wasser, Malz, Hopfen und Hefe. Dabei kommt dem Bockbier, der Name rekurriert auf die niedersächsische Stadt Einbeck, eine zentrale Stellung zu, ist doch dessen nährender, wärmender und berauschender Charakter nicht nur ein Vorläufer des heutigen Craft Beer, es hat den Segen Martin Luthers (1483–1546): „Der beste Trank, den einer kennt, der wird Einbecker Bier genennt.“ Denn für seinen Sendungsaufrag, der bereits im Mittelalter in weite Ferne führte, besaß das Bier – zwecks Haltbarkeit – einen viel höheren Alkoholgehalt.
Benjamin Franklin, Erfinder und einer der Gründerväter der USA, lobte: „In beer there is freedom.“
Natürlich kommt hier auch „Corona“ zur Sprache, nicht nur die für hiesige Gaumen nur als Zumutung zu empfindende mexikanische Biermarke, auch der global verhängte Lockdown, der in einigen Ländern – etwa Panama, Philippinen, Südafrika – zu einem strikten Alkoholverbot führte, um den politischen Erkenntnisprozeß zu unterbinden. Weiß doch der Volksmund: „Betrunkene und Kinder sagen die Wahrheit.“ Des Autors lakonischer Kommentar: „Jean-Claude Juncker kann ein Lied davon lallen.“ Zudem, so Brauer Pahl, sei das Corona-Interregnum „eigentlich nur betrunken“ zu ertragen gewesen sein, was der Autor dieser Zeilen bestätigen kann. Oder, mit Blick auf die amerikanische Präsidentschaftswahl im November, Benjamin Franklin (1706–1790). Der Erfinder, etwa des Blitzableiters, und einer der Gründerväter der USA, benötigte für die Verheißung nur sechs Silben: „In beer there is freedom.“
Helge Pahl:Freibier. 41 libertäre Hymnen an das schönste Getränk der Welt. Lichtschlag Medien und Werbung KG, Meerbusch, 2023, broschiert, 228 Seiten, 19,90 Euro