© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 38/24 / 13. September 2024

Kritik an Kirchen: Im Ton so „bevormundend“

FREIBURG. Kritik an einem „bevormundenden Ton“ der Kirchen gegenüber Bürgern hat die Mitherausgeberin der katholischen Zeitschrift Communio, die Politikwissenschaftlerin Barbara Zehnpfennig (68), geübt. Sie bezieht sich auf Äußerungen von Bischöfen, daß die AfD für Christen nicht wählbar sei und Christen sich in ihr auch nicht betätigen dürften. Es sei zwar das gute Recht der Kirchen, keine „zum Rechtsextremismus neigenden Menschen“ in haupt- und ehrenamtlichen Diensten zu dulden: „Ist es aber ihre Aufgabe, der Bevölkerung mitzuteilen, was sie zu wählen hat oder in welchen Parteien sie sich politisch engagieren darf? Keine andere Institution schlägt gegenüber den Bürgern einen solch bevormundenden Ton an – und das in Zeiten einer immer geringeren Kirchenbindung innerhalb der Bevölkerung“, so Zehnpfennig vergangenen Freitag in einem Beitrag auf der Netzseite von Communio. Zudem brandmarke man so diejenigen, die sich tatsächlich auf die AfD eingelassen hätten, als im Grunde nicht gesellschaftsfähig. „Es sind derart rigorose Verdammungsurteile, die den Betroffenen nur den noch engeren inneren Zusammenschluß übriglassen“, so die Wissenschaftlerin. Nach ihrer Ansicht machen es sich Kirchenvertreter in der Migrationsdebatte auch oft zu leicht: „Manche Äußerungen oder Verhaltensweisen seitens kirchlicher Vertreter zur Frage des Asyls und der Zuwanderung vermitteln den Eindruck, daß man den moralischen Rigorismus in der Einforderung von Nächstenliebe der Auseinandersetzung mit der Komplexität der Problemlage vorzieht.“ Zehnpfennig zufolge braucht man die Kirchen, um immer wieder an christliche Maßstäbe erinnert zu werden. Aber: „Kirchenvertreter haben kein politisches Mandat.“ Ihre Aufgabe ist eine geistig-geistliche, sie müssen allgemein Orientierung geben und diese vor allem spirituell begründen.“ Bloße Meinungsäußerungen zu konkreten politischen Fragen erfüllten dieses Kriterium nicht, zumal dann, wenn sie die Komplexität der Problemlage außer acht ließen oder eine Kompetenz beanspruchten, die nicht gegeben sei. Der Politologin zufolge erscheint es kein vielversprechender Weg für die Kirche zu sein, ihren Bedeutungsverlust dadurch zu kompensieren, „daß sie sich zum politischen Mit-akteur macht“. Die Zeitschrift Communio erscheint zweimonatlich im Verlag Herder (Freiburg im Breisgau). Schriftleiter ist der katholische Theologe und Hochschullehrer Jan-Heiner Tück. Barbara Zehnpfennig lehrte an der Freien Universität Berlin, der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr in Hamburg und zuletzt von 1999 bis 2022 als Professorin für Politische Theorie und Ideengeschichte an der Universität Passau. (idea/JF)

 www.herder.de/communio/



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