© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 38/24 / 13. September 2024

Blick in die Medien
Maßnahmen zeigen Wirkung
Gil Barkei

Vor gut zwei Wochen wurde Telegram-Gründer Pawel Durow bei Paris verhaftet (JF 36/24). Mittlerweile ist der 39jährige Milliardär gegen die Zahlung einer Kaution in Millionenhöhe wieder auf freiem Fuß, darf Frankreich jedoch unter strengen polizeilichen Meldeauflagen nicht verlassen. Steinreiche Globetrotter festsetzen, die es sonst gewohnt sind, luxuriös durch die Weltgeschichte zu jetten – das ist nicht nur eine Ansage an andere, ihren Lebensstandard auskostende Tech-Unternehmer, sondern scheint auch Wirkung zu zeigen. 

So wurden „still und leise“, wie X-Chef Elon Musk als einer der ersten öffentlich bemerkte, die sogenannten FAQ bei Telegram geändert. Früher stand dort bei der Frage zum Umgang mit vermeintlich „illegalen Inhalten“ festgeschrieben, daß „alle Chats und Gruppenchats privat sind“ und „keine Anfragen diesbezüglich bearbeitet werden“. Mittlerweile ist dort von „Report-Buttons“ die Rede, um fragliche Beiträge „unseren Moderatoren“ zu melden – „in nur wenigen Schritten“.

Still und leise hat Telegram seine FAQ geändert und Meldemöglichkeiten installiert.

Die Maßnahmen zur Einschränkung der Bewegungsfreiheit haben also gesessen. Zwar weist Durow in seiner ersten Wortmeldung seit der Haft die Vorwürfe zurück, sein Messengerdienst helfe Kriminellen, doch auf die letztlich von der EU kommenden Forderungen nach mehr Moderation und Kooperation läßt er sich ein. „Obwohl 99,999 Prozent der Telegram-Nutzer nichts mit Kriminalität zu tun haben, schaffen die restlichen 0,001 Prozent, die in illegale Aktivitäten verwickelt sind, ein schlechtes Bild für die gesamte Plattform“, schrieb der gebürtige Russe auf seiner Plattform. „Deshalb sind wir in diesem Jahr entschlossen, die Moderation auf Telegram von einem Kritikpunkt zu einem Lob zu machen.“ 

Der Druck und die Konsequenzen für den Weltbürger wurden weltweit anscheinend zu hoch. Auch Südkorea geht mittlerweile gegen Telegram vor und leitete Ermittlungen wegen der Verbreitung pornographischer KI-Bilder und der Beihilfe zu Sexualstraftaten ein. Ein neu geschaffenes Gremium soll dabei die Kommunikation mit den sozialen Medien koordinieren. Gleichzeitig bat die koreanische Medienaufsicht die französischen Kollegen um eine engere Zusammenarbeit im Fall Telegram.