Die AFC ist die Dachorganisation der nationalen Fußballverbände asiatischer Länder, also das Pendant zur europäischen Uefa. Auch der Israelische Fußballverband (IFA) war lange AFC-Mitglied. Bis zum 13. September 1974. An jenem Tag führte eine von Kuweit initiierte Abstimmung innerhalb der AFC letztlich zum Rausschmiß der IFA. 17 Verbände stimmten dafür, vor allem solche aus muslimisch geprägten oder kommunistisch geführten Staaten, 13 waren dagegen, sechs enthielten sich.
Der israelische Fußball hatte es schon zuvor nicht leicht auf internationalem Parkett. Bereits in den fünfziger und sechziger Jahren gab es Schikanen und immer wieder Boykotte zugeloster Gegner. Für die weitere Eskalation der antiisraelischen Stimmung insbesondere bei den arabischen Verbänden sorgten dann der Sechstagekrieg 1967 und der Yom-Kippur-Krieg 1973.
Europa als sicherer Hafen für Israels Kicker ist in Gefahr
Der Ausschluß 1974 vollzog sich während der Asienspiele in Teheran, einem Großereignis mit 18 Sportarten. Drei Tage nach der Abstimmung kam es am 16. September im Fußballwettbewerb, wie schon bei den Asienspielen 1968, noch einmal zum Endspiel Iran gegen Israel. Unter einem Großaufgebot an Soldaten und Sicherheitskräften und in aufgeheizter, hochgradig antisemitischer Stimmung gewann Iran vor über 100.000 Zuschauern schließlich durch ein israelisches Eigentor 1:0. Der 2023 in der Zeitschrift Israel Affairs erschienene Aufsatz „Israel’s final countdown“ erinnert daran. Und beschreibt die Atmosphäre im Stadion unter anderem mit einem Zitat des damaligen anwesenden Kommentators des israelischen Fernsehens: „Wenn Israel gewonnen hätte, wären die Spieler nicht lebend aus dem Stadion gekommen.“
Nach dem Ausschluß folgten für die IFA viele Jahre ohne echte Zugehörigkeit. Bei der Qualifikation zur WM 1978 durfte man in einer Art Ostasiengruppe gegen Japan und Südkorea spielen. Für die WM 1982 nahm Israel an den europäischen Ausscheidungen teil, bei den Folgeturnieren 1986 und 1990 an den Qualifikationsspielen des ozeanischen Verbandes. 1992 schließlich bekam der israelische Fußball endgültig ein europäisches Zuhause, und die IFA wurde in die Uefa aufgenommen. Sofort tauchten Vereine wie Maccabi Tel Aviv, Hapoel Petach Tikva oder Beitar Jerusalem in den Europapokalwettbewerben auf.
Angesichts der jüngsten Entwicklungen stellt sich allerdings abermals die Frage, wie lange die Uefa israelischen Fußballspielern noch einen sicheren Hafen bietet. Einen Vorgeschmack auf künftige Widrigkeiten gab erst vor wenigen Tagen das Spiel der Uefa Nations League im Männerfußball zwischen Belgien und Israel. Trotz Heimrechts hatte Belgien den Austragungsort ins ungarische Debrecen verlegt, nachdem weder Brüssel noch andere belgische Städte erklärt hatten, das Spiel wegen möglicher gewalttätiger Pro-Palästina-Demonstrationen nicht ausrichten zu wollen. Dort gewann Belgien die Partie am 6. September vor leeren Rängen mit 3:1.