Einschränkungen durch kaputte Straßen, Bauarbeiten, große Sportveranstaltungen und Demonstrationen oder aber tollkühne Verkehrsversuche gehören in der Innenstadt Dresdens zum Alltag. Freie Fahrt gibt es lediglich für Radfahrer, die insbesondere Baubürgermeister Stephan Kühn in sein grünes Herz geschlossen hat. Sie dürfen fast alles und nehmen sich noch mehr heraus: Sie schneiden Lkw-Fahrern die Vorfahrt, fahren mitten auf den Tramspuren und in beiden Richtungen auf den Fußwegen, ignorieren todesmutig Ampelschaltungen und zeigen allen anderen und mitunter sich auch untereinander gern den Mittelfinger. Nur beim Passieren der Elbbrücken fühlten sie sich noch unterdrückt, weswegen Dresdens grüne Rathausvertreter am Tag nach der Landtagswahl einen zweiten Verkehrsversuch starteten. Der erste, der die Elbbrücke Blaues Wunder zwischen Loschwitz und Blasewitz betraf, war gründlich schiefgegangen.
200.000 Euro an Steuergeld kostet der autofeindliche Versuch, der bis Jahresende dauern soll.
Die Bürgerproteste waren derart massive, daß Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) persönlich seinen Baubürgermeister zurückpfeifen und den Versuch abbrechen mußte. Dieser aber scheint aus den von ihm hervorgerufenen, auch für Krankenwagen, Feuerwehr und Busse undurchdringlichen Staus nichts gelernt zu haben und arbeitet sich an der nächsten Brücke ab. Auf seine Weisung wurde diesmal auf der Carolabrücke – die Augustusbrücke wurde bereits komplett für Autos gesperrt – stadteinwärts eine von zwei Autospuren als Radweg ausgewiesen. Allerdings nutzen bisher kaum Radfahrer das Angebot, da diese die Radspur als unsicher wirkend einschätzen. 200.000 Euro kostet der Versuch, der bis Jahresende dauern soll. Geht es nach den Dresdner Grünen, dürfen Autos bald nur noch eine innerstädtische Brücke benutzen, und zwar stadtauswärts: Es ist die Eisenbahnbrücke, auf der die in Böhmen produzierten Škodas auf Güterwagen nach Sachsen rollen.