Elektronische Störsignale gegen Drohnenangriffe
PARIS. Die Militärexpertin Ulrike Franke hält eine flächendeckende Luftraumüberwachung Deutschlands, um gegen terroristische, militärische oder Spionage-Drohnen gewappnet zu sein, für illusorisch. Der Bereich der unbemannten Luftfahrzeuge (Unmanned Aerial Vehicle/UAV) gehe von „zehn Zentimeter kleinen Helikoptern bis zur Militärdrohne ‘Global Hawk’ mit der Spannweite eines kommerziellen Flugzeugs. Drohnen fliegen unterschiedlich schnell, unterschiedlich hoch, machen verschiedenste Bewegungen“, erklärte die für UAV und Militärtechnologie zuständige Mitarbeiterin des European Council on Foreign Relations in der FAS. „Es ist extrem schwer, das alles erfassen zu können. Sobald man die Luftraumüberwachung auf die allerkleinsten Systeme einstellt, schlägt sie im Zweifel bei jeder Möwe Alarm.“ Man könne zwar besonders schützenswerte Ziele auswählen, „aber da kommen schnell Tausende Orte zusammen“. UAV ließen sich abschießen, „aber man muß sie erst mal entdecken und zur richtigen Zeit, mit dem passenden System, am richtigen Ort sein“, so Franke. Gegen Kleindrohnen würden Netze und Netzwerfer helfen. Am aussichtsreichsten seien daher elektronische Störmaßnahmen, an denen intensiv geforscht werde. (fis)
ecfr.eu/profile/ulrike_esther_franke
Mobilfunkstrahlung doch nicht krebserregend?
MELBOURNE. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der WHO hat 2011 hochfrequente elektromagnetische Felder (RF-EMF) als „möglicherweise krebserregend“ (Gruppe 2B) eingestuft. Es gebe ein erhöhtes Risiko für bösartige Hirntumoren (Gliome), die im Zusammenhang mit der Benutzung von Mobiltelefonen stünden. Eine neue Metastudie, die von Forschern um den australischen Strahlungsexperten Ken Karipidis (ARPANSA) durchgeführt wurde, gibt vorerst Entwarnung: Die Nutzung von Mobiltelefonen und die Strahlung von Sendeanlagen „erhöht wahrscheinlich nicht das Risiko von Hirntumoren“. Analysiert wurden dafür 63 Studien, die zwischen 1994 und 2022 veröffentlicht worden waren (Environment International 7/24). Die Aussagen beziehen sich aber nur auf die Funkstandards DECT, GSM, LTE und das abgeschaltete UMTS. Für das auf zehnmal höheren Frequenzen sendende 5G-Netz gibt es noch zu wenig Untersuchungen. (fis)
doi.org/10.1016/j.envint.2024.108983
Blauzungenvirus auch in Süd- und Mitteldeutschland
GREIFSWALD. Die Blauzungenkrankheit mit dem Serotyp 3 (BTV-3), die im September 2023 zuerst in den Niederlanden festgestellt wurde, breitet sich nun auch unter Schafen und Rindern in Mittel- und Süddeutschland aus. Bis August wurden bundesweit bereits 4.675 Fälle gemeldet, teilte das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) mit. Übertragen wird das Virus durch Gnitzen. Bei viel Regen vermehren sich diese kleinen Mücken stark. Jedes vierte mit BTV-3 infizierte Schaf verendet an der Krankheit, Kühe geben weniger Milch. Es gibt drei Tierimpfstoffe, aber keine Impfpflicht. Der BT-Erreger ist für den Menschen aber ungefährlich: Fleisch und Milchprodukte könnten „ohne Bedenken verzehrt werden“, so das FLI. (fis)
www.fli.de/de/aktuelles/kurznachrichten
Erkenntnis
„Mit dem heutigen Wissen hätte man einige der staatlichen Maßnahmen wie die Schließung von Parks oder Spielplätzen nicht durchgeführt. Eine Aufarbeitung der Corona-Krise samt aller angeordneten Maßnahmen wäre aus meiner Sicht sinnvoll. Allerdings sollte das nicht durch die damals beteiligten Akteure aus Politik und Wissenschaft geschehen. Denkbar wäre es, die deutschen Corona-Maßnahmen durch ein internationales Gremium zu evaluieren.“
Heyo Kroemer, Professor für Pharmakologie und Vorstandschef der Berliner Charité