Natürlich hat Boris Pistorius recht: „Internationale Gewässer sind internationale Gewässer“, meinte der Verteidigungsminister, „also fahren wir durch.“ Zwei deutsche Kriegsschiffe hatten die Taiwanstraße passiert, sehr zum Mißfallen Chinas, das darin seine Souveränität verletzt sieht. Nun sind Pekings Ansprüche das eine, geltendes Seerecht das andere. Die Freiheit der Meere, existentiell für uns als Exportnation, gilt für alle. Schließlich manövriert die Volksbefreiungsmarine auch in der Ostsee.
Kluge Politik, vor allem internationale, ist jedoch etwas anderes als mit Volldampf auf den Wellen Prinzipien zu reiten. Zeichen setzen, schön und gut. Anders als eine amerikanische Flugzeugträger-Armada wirkt eine deutsche Fregatte samt Versorger nicht gerade abschreckend gegenüber Pekings Drohgebärden. Eher wie ein Tritt auf den rotchinesischen Schlips. Aber ist das eine konsequente Politik gegenüber dem Reich der Mitte? Wo jede Laune des Marktes dort hierzulande gleich schweres Unwohlsein auslöst. Und sollten Streitkräfte, die zur Landes- und Bündnisverteidigung erst wieder befähigt werden müssen, nicht andere Prioritäten setzen? Um bei Panzern auf den Bestand von vor 20 Jahren zu kommen, bräuchte die Bundeswehr beim derzeitigen Beschaffungstempo 40 Jahre. Rußland könnte dieselbe Menge in zweieinhalb Monaten produzieren. Auf der Weltbühne gilt wie im Hühnerstall: Wer gackert, muß auch legen. Wer aber weiß, daß er (noch) nicht legen kann, sollte sich das Gackern lieber verkneifen.