© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 39/24 / 20. September 2024

Trumps dritter Anlauf: Der Weg ist dornig
USA: Trotz eines erneuten Attentatsversuchs zeigt sich Donald Trump kämpferisch / Kamala Harris feiert ihre bisherigen „Erfolge“
Georg Menz

Wieder Schüsse, wieder offenbar ein Einzeltäter: Erneut wurde Donald Trump  Opfer eines Attentatsversuches. Nur rund zwei Monate nach dem beinahe erfolgreich ausgeführten Attentats während einer Wahlkampfveranstaltung in Butler, Pennsylvana, nördlich von Pittsburgh, bei der der staatlich bestellte Personenschutz Secret Service erstaunliche Pannen erkennen ließ, kam es am Sonntag nachmittag (Ortszeit) erneut zu einem Anschlag auf Trump.

„Ich möchte mich bei allen für Ihre Anteilnahme und Ihre guten Wünsche bedanken – es war sicherlich ein interessanter Tag. Vor allem möchte ich dem Secret Service, Sheriff Ric Bradshaw und seinem Büro, den tapferen und engagierten Patrioten, sowie allen Polizeikräften für die hervorragende Arbeit danken, die sie heute im Trump International geleistet haben, um mich als 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten und republikanischen Kandidaten für die bevorstehenden Präsidentschaftswahl in Sicherheit zu bringen“, erklärte Trump kämpferisch. Auch Kamala Harris zeigte sich „zutiefst beunruhigt“ und erklärte: „Ich verurteile politische Gewalt. Wir alle müssen unseren Teil dazu beitragen, daß dieser Vorfall nicht zu weiterer Gewalt führt.“

Die Strategie der Demokraten schien dabei allerdings zuletzt in eine etwas andere Richtung zu gehen, wohl weil diese rhetorischen Entgleisungen selbst der US-Linken zu extrem wurden: In der Fernsehdebatte versuchte Kamala Harris, den Opponenten als Extremisten, instabil, schwach, vor allem aber auch als Mann von gestern darzustellen. Daß dies jedoch nicht so recht gelungen ist, zeigen die Umfragewerte. 

Trump beackert unbeirrt die gleichen Themengebiete: liberale Einwanderungspolitik und deren Auswirkungen auf Gesellschaft und Arbeitsmarkt, deregulierter Welthandel und die damit einhergehende Deindustrialisierung, „verquaste linke“ Kulturpolitik in Sachen Transsexuellen- und Homosexuellenrechte und eine isolationistischere Ausrichtung in der Außenpolitik.

Robert F. Kennedy Jr. kommt wieder ins Rennen

Kamala Harris versucht indes das eigentlich Unmögliche: nämlich sich einerseits von der mies verlaufenen eigenen Amtszeit zu distanzieren und einen neuen, frischen Start zu versprechen, andererseits im Zweifel dann aber doch sich für die Erfolge der Biden-Harris-Amtszeit feiern zu lassen, wobei diese eigentlich nur durch die eigene ideologisch eingefärbte Brille als solche zu erkennen sind. 

„Obamas dritte Amtszeit“ zeichnete sich durch wirtschaftliche Seitwärtsbewegung aus, weitere linke Avancen in der Kultur- und Innenpolitik und eine Außenpolitik, die zwischen multilateraler, menscherechtsgeleiteter und realer Machtpolitik schwankte. Zwar wurden mit den großen Infrastruktur- und industriepolitischen Maßnahmen neue Akzente gesetzt, das Ganze ging jedoch mit einer rekordhohen Staatsverschuldung einher, die im Fall eines Wahlsieges von Harris aufgrund ihrer volksnahen Wahlgeschenke noch weiter in die Höhe schnellen dürfte. 

Inhaltlich wirkt Harris weiterhin dünn aufgestellt, und daß die Demokraten mal eben die Vorwahlen im eigenen Lager schlicht auslassen, ist bemerkenswert. Daß man in Teilen des Silicon Valleys und der Wall Street den Glauben an die Demokraten verliert und sich für Robert F. Kennedy Jr. den Sproß des Kennedy-Clans, der Trump hofiert, ausspricht, will schon etwas heißen.