Der spätere Eroberer von Mekka, kurz Ibn Saud genannt, entstammte dem kleinen arabischen Häuptlingsclan der Saud, welcher seit dem 15. Jahrhundert nachweisbar ist. Gewisse Bedeutung gewann der Saud-Clan 1744, als er ein bis heute andauerndes Bündnis mit den Wahhabiten schloß. Bei den Wahhabiten handelte es sich um eine erzkonservative sunnitische Sekte, die auch Pate bei der Entstehung des modernen Dschihadismus war. Genannter Ibn Saud lebte seinerzeit als Kronprinz eines Kleinfürstentums unter osmanischer Oberherrschaft in Riad und bereitete sich auf seine Rolle als arabischer Kleinfürst vor.
Doch 1891 wurde seine Familie von der verfeindeten arabischen Kleinfürstendynastie der Raschiden vertrieben, und Ibn Saud lebte fortan im Exil als ein extrem brutaler Wüstenräuber. 1902 gelang es ihm jedoch, im Handstreich mit 40 Mann Riad zurückzuerobern. Bis 1913 eroberte er alsdann die Region Naschd (Nedjed) im Westen der Arabischen Halbinsel und propagierte hier gemäß seinem Bündnis mit den Wahhabiten eine strenge Auslegung des Islam. Drei Faktoren begünstigten ab 1921 den Aufstieg von Ibn Saud, zuerst zum Sultan des Naschd und ab 1932 zum König des neugeschaffenen Staates Saudi-Arabien, welcher seinen Namen vom Clan Saud trägt.
Der Besitz der Heiligen Stätten hob das Prestige Ibn Sauds gewaltig
Während des Ersten Weltkrieges stellte sich Ibn Saud nämlich auf die Seite des britischen Wüstenkriegers Thomas E. Lawrence, um die schwache, doch Ibn Saud sehr lästige osmanische Oberhoheit über die Arabische Halbinsel abzuschaffen. Zweitens wurde auf der bis dato bitterarmen arabischen Halbinsel Öl entdeckt, worauf seither die Finanzkraft von Saudi-Arabien beruht. Ein dritter Faktor war sowohl machtpolitischer wie religiöser Natur. Ibn Saud beabsichtigte nach dem Ersten Weltkrieg alle Clans, Stämme und Kleinfürstentümer auf der Arabischen Halbinsel unter seiner Oberherrschaft zu einem arabischen Zentralstaat zu vereinigen. Einer seiner stärksten Konkurrenten bei diesem Ziel war der Kleinkönig des Hedschas Hussein ibn Ali vom Haschemi-Clan.
Im September 1924 gelang es Ibn Saud, diesen entscheidend militärisch zu schlagen und sein Königreich zu besetzen. Auf dem Boden des Hed-schas befanden sich die heiligen Stätten Mekka und Medina. Diese Städte wurden im Oktober 1924 von den Saudis besetzt. Nunmehr war Ibn Saud anstatt des Haschemiten-Clans der hochangesehene Schutzherr der jedem Muslim heiligen, eng mit dem Namen des Propheten Mohammed verbundenen beiden Kultorte. Das hob beachtlich das innerarabische Prestige von Ibn Saud. In der Folge gelang es ihm 1932, fast die gesamte Arabische Halbinsel zu einigen. Am 23. September 1932 rief sich Ibn Saud selbst zum König des geeinten arabischen Staates Saudi-Arabien aus und verkündete als herrschende Rechtsordnung die Scharia. Der Saud-Clan erwies sich als sehr fruchtbar und umfaßt heute etwa 15.000 Menschen, darunter etwas 5.000 bis 7.000 Prinzen. Jeden Monat soll die Zahl um 45 Familienmitglieder zunehmen.
Völlig verheerend für Mekka und dessen Heiligtümer wirkte sich indessen die wahhabitische Ideologie aus, der jegliche „Götzen“- und Denkmalsverehrung ein Graus sind. Wurden bereits nach der Eroberung 1924 in Mekka störende Denkmäler wie die dortigen Gräber der Gefährten Mohammeds sowie die alte osmanische Zitadelle zerstört, begann ab 1985 in Mekka eine wahre Vernichtungsorgie historischer Denkmäler seitens der Wahhabiten. Etwa 95 Prozent der teilweise tausend Jahre alten historischen Gebäude fielen ihr zum Opfer, darunter Gebäude aus der Zeit Mohammeds und seiner unmittelbaren Nachfolger. Sogar fünf uralte Moscheen und die Geburtshäuser von Mohammed und einer seiner Frauen entgingen nicht dem Abriß. Keine zwanzig Gebäude in Mekka stammen deshalb noch aus der Zeit Mohammeds.