© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 43/24 / 18. Oktober 2024

Grüße aus … Rom
Post ehrt Silvio mit Briefmarke
Paola Bernardi

Der deutsche Tourist konnte der Versuchung nicht widerstehen, als er das bunte Angebot an Ansichtskarten am Ständer des Tabakladens in Rom sah. Er deckte sich mit Glanzfotos von der Ewigen Schönheit Roms ein. Und dies trotz WhatsApp mit Selfie. Er war entzückt. Doch als er zu seinen Karten die Briefmarken kaufte, verlor er kurz die Fassung: Was ihn so sprachlos machte, war das Konterfei des langjährigen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, das er auf der Briefmarke sah.

 Ein strahlender, optimistischer Berlusconi aus den Jahren des Wirtschaftsbooms, der von der Briefmarke lächelte. Vergessen das Antlitz eines alternden Mannes in seinen letzten Jahren, verhunzt von Schönheitsoperationen. Die Poste Italiane hat diese Gedenkmarke herausgegeben, 350.000 Exemplare zu je 1,25 Euro. Auf der Briefmarke befinden sich die Legende „SILVIO BERLUSCONI“, die Jahreszahlen „1936 – 2023“.

Ausgerechnet dieser italienische Politiker, für dessen Sturz Angela Merkel mit ihrer telefonischen Intervention beim damaligen italienischen Präsidenten Giorgio Napolitano nach Kräften mitverantwortlich war. Ausgerechnet er kommt zu neuen öffentlichen Ehren. In Deutschland (wie auch in Italien natürlich) wurde der Multimillionär, der mit seinen internationalen Freunden Feste in seinen Villen auf Sardinien, („Bunga-Bunga“) feierte, zur Haßfigur nicht nur der Linken. Nun wird Berlusconi, der im letzten Jahr in Mailand verstarb, über die Landesgrenzen hinaus, geehrt. Mit einer Gedenkmarke der italienischen Post, die aus Anlaß seines 88. Geburtstages am 29. September beschlossen wurde. 

Kontroversen um Berlusconi-Flughafen in Mailand und das mögliche Berlusconi-Stadion des AC Monza. 

Mit der jetzt herausgegebenen Briefmarke gedenkt Italien nicht nur des Politikers, sondern vor allem des Unternehmers. Berlusconi reüssierte nicht nur im Baugewerbe, sondern er war bahnbrechend im Fernsehbereich, wo er neue Weichen stellte und so sein gewaltiges Imperium schuf. So setzte er voll auf die Boulevardisierung gegen die langweiligen politisierten staatlichen Programme. Seitdem gibt es keine Trennung mehr zwischen öffentlichem und privatem Fernsehen. Der viermalige Ministerpräsident wurde jahrelang von der italienischen Justiz verfolgt. Fast immer gewann er die Prozesse, wenn auch nach Jahren. 

Die posthume Ehrung für Berlusconi geht noch weiter: So tobt eine Kontroverse um die Benennung des Mailänder Flughafens Linate nach dem Mailänder Unternehmer. Vorläufig wurde der Vorschlag abgelehnt; erst in zehn Jahren soll endgültig entschieden werden.  Berlusconi, der große „tifoso“, hielt immer zu seinen Clubs: Zuletzt kaufte er den Provinzclub AC Monza und führte ihn in die erste Liga. Das städtische Stadion soll nach ihm benannt werden. Doch auch hier debattiert der Stadtrat noch.