FRANKFURT/MAIN. Mutmaßliche Linksextremisten haben in der Nacht zum Freitag vergangener Woche eine überlebensgroße Bronzestatue des ehemaligen Reichskanzlers Otto von Bismarck vom Sockel gestürzt und beschmiert. Der Sockel wurde mit den Worten „Antikoloniale Aktion“ und die Statue mit dem Wort „coloniser“ (deutsch: Kolonisator) besprüht. Ein entsprechendes Selbstbezichtigungsschreiben wurde am Freitag auf der linksextremen Plattform Indymedia veröffentlicht. Aufgrund der politischen Schmierereien vermuten die Ermittler ein politisches Motiv. Der Sachschaden kann derzeit noch nicht beziffert werden. Der Staatsschutz ermittelt wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung. Auf Indymedia schreiben die anonymen Verfasser: „Heute, 140 Jahre nach Beginn der Kongo-Konferenz, bei der die Vertreter der kolonialen Großmächte Afrika gewaltvoll unter sich aufteilten, wurde eine Bismarck-Statue in Frankfurt am Main gefällt.“ Damit wollten die „Anhänger:innen der Antikolonialen Bewegung ein Zeichen setzen“, heißt es weiter. Die Berliner Konferenz begann Mitte November 1884 auf Einladung Bismarcks. Auf ihr wurden Regeln für die Aufteilung Afrikas zwischen den Kolonialmächten festgelegt, um Konflikte zwischen den europäischen Nationen zu vermeiden. Bismarcks Motivation lag weniger in kolonialen Ambitionen, sondern in der Sicherung des europäischen Friedens und Deutschlands Stellung in der internationalen Diplomatie. Ebenso befürwortete er, die Abschaffung des Sklavenhandels völkerrechtlich festzuschreiben. „Straftaten wie die Denkmalschändung in Frankfurt-Höchst sind nur die Spitze des Eisbergs in einem regelrechten Kulturkampf“, kommtentierte der kulturpolitischer Sprecher der AfD-Fraktion im Hessischen Landtag, Frank Grobe. Dahinter sieht der Abgeordnete „die Ideologie der ‘Cancel Culture’, welche die gesamte europäische Geschichte als Verbrechensgeschichte umdeuten will“. Grobe kritisierte, daß sich diese Ideologie mittlerweile auch in Behörden und Parlamenten finde. Der Anschlag auf das Bismarck-Denkmal sei „ein Anschlag auf unsere Geschichte und Identität“. (sv)